Friday, March 30, 2012

Dokumente zum Heiraten als reine Nervensache, wenn man eine Ausländerin heiraten möchte


Ein Freund wagt den großen Schritt. Er möchte heiraten. Einziges „Problem“ dabei: Sie ist Ukrainerin. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Anzahl der Dokumente, die benötigt werden, um die Eheschließung anzumelden und genehmigt zu bekommen. Die richtigen Dokumente zum Heiraten habe ich im folgenden kurz aufgelistet:

Von dem/ der deutschen Verlobten werden folgenden Unterlagen benötigt:
1. beglaubigte Abschrift aus dem Geburtenregister
2. Personalausweis oder Reisepass
3. Meldebescheinigung
4. Falls Vorehen vorhanden sind: rechtskräftiges Scheidungsurteil und Abschrift der Heiratsurkunde

Von dem/ der ukrainischen Verlobten hingegen sind es etwas mehr Unterlagen:
1. Geburtsurkunde mit Apostille und beglaubigter Übersetzung
2. Reisepass (beglaubigte Kopie und Original, vorzulegen bei der Eheschließung)
3. Ukrainischer Inlandspass als beglaubigte Kopie (mit Apostille und Übersetzung)
4. Aufenthaltsbescheinigung (mit Apostille und Übersetzung)
5. Meldebescheinigung (mit Apostille und Übersetzung)
6. Vollmacht (Vordruck bekommt man beim Standesamt)
7. Familienstanderklärung (beglaubigt; mit Apostille und Übersetzung)
8. Bei Vorehen: wie bei dem/ der deutschen Verlobten

Die Dokumente bleiben prinzipiell dieselben, solange man eine Ausländerin heiraten möchte, die aus Europa kommt. Mein Freund hat diese Liste erst vor Kurzem bekommen und arbeitet sie nun Schritt für Schritt ab, wobei er und seine Verlobte anfangs folgende Fragen klären mussten.

Wo soll geheiratet werden?
Ursprünglich wollten sie in der Ukraine heiraten, weil ihre Verwandten kaum alle nach Deutschland kommen können. Als sich jedoch zeigte, dass dadurch fast noch mehr Dokumente benötigt werden und letzlich man sowieso wieder alles zurück ins Deutsche übersetzen lassen müsste, um die Eheschließung auch in Deutschland anerkannt zu bekommen, entschieden sie sich, es hier zu machen, aber in der Ukraine zu feiern.

Was ist eine Apostille?
Das Wort, das den Standesbeamten so selbstverständlich über die Lippen geht, sorgte anfangs für einige Verwirrung. Bis sich herausstellte, dass es einfach ein Stempel zur Beglaubigung ist, der bei dem ukrainischen Justizministerium bekommen werden kann. Es gibt auch Agenturen, die dies gegen einen gehörigen Aufpreis anbieten.

Wie lange dauert das alles?
In den besten Fällen, also wenn alle Dokumente schnell beschaft werden können bzw. Dokumente wie Geburtsurkunden parat sind, kann alles in etwa zwei Monaten geschafft werden. Aber in nicht seltenen Fällen kann sich die ganze Prozedur über ein halbes Jahr hinziehen.

Weitere Fragen über Dokumente zum Heiraten werden wohl noch folgen. Ich werde hier weiterhin berichten, wie es meinem Freund ergeht, denn mittlerweile scheint er zusammen mit seiner Verlobten verstanden zu haben, wie die Beamtenapparate ticken. Trotzdem ist es nervlich eine sehr strapazierende Phase für ihre Beziehung. Aber man kann sich ja nicht aussuchen, wo die Liebe hinfällt. Er hätte sich bestimmt nicht träumen lassen, dass er eines Tages eine Ausländerin heiraten würde.

Sunday, March 25, 2012

Jason Russell und sein Film „Kony 2012“ wollen die Welt verändern und scheinen es zu schaffen


Jason Russells Film geht um die Welt. „Kony 2012“ berührt die Herzen der Menschen auf dem gesamten Globus und zwingt sie zum Handeln. Millionenfach wurde der halbstündige Film bisher auf youtube angeklickt oder auf Facebook verlinkt. Hinter der Kampange steht das Ziel, noch in diesem Jahr den Warlord Joseph Kony, der wegen vieler Kriegsverbrechen auf Platz Eins der gesuchten Kreigsverbrecher des internationalen Haager Gerichts steht, zu verhaften, um ihn einem gerichtlichen Verfahren zuzuführen.
Kony 2012“ hat bereits viel Aufsehen erregt und auch kritische Meinungen hervorgerufen. Einerseits list man da bei einem Artikel auf ZEIT online, dass es den jungen bisher apolitischen Menschen zu leicht gemacht würde, sich in die Politik einzumischen. Nur ein Armband oder den Kauf des Actionkits und schon hat man sein Gewissen beruhigt und ist ein guter Mensch. Ebenfalls auf ZEIT online ist ein Leserkommentar zu finden, der beschreibt, dass der Warlord eigentlich gar kein Problem mehr in Uganda sei. Im Gegenteil, würde doch durch die Kampagne dem Image des Landes, das sich im Erholen sah, wieder geschadet und hält somit potentielle Touristen ab.
Beide verkennen Jason Russells Vision hinter all dem, die von jungen Menschen auf der Welt geteilt wird. Es geht gerade nicht darum, dass Kony besonders verheerend in Uganda gewütet hat und das Land beschützt werden müsste. Uganda spielt in dieser Vision keine Rolle. Auch eigentlich die USA nicht, die jedoch durch ihre militärische Initiative aus dem Spiel nicht wegzudenken ist. Es geht einzig und allein darum, rechtliche Standards global durchzusetzen. Es ist die Idee, dass es alle Menschen auf der Welt angeht, wenn irgendwo etwas passiert, das die grundsätzlichen Menschenrechte verletzt. Es handelt sich hier um einen politischen Kosmopolitismus, der durch das Medium Internet eine neue Dimension erreicht hat. Global ist das möglich, was national von den Politikern immer so gescheut wird: Dass die Bürgerinnen und Bürger über das Internet Politik gestalten können. Warum kann man zum Beispiel nicht online zur Wahl gehen oder über Gesetze abstimmen?
Vielleicht müssen wir den Politikern zuhause erst einmal zeigen, wie politisch wir wirklich sind. Nicht Politikverdrossenheit plagt viele Menschen, aber die sinnlosen Debatten über Gesetzesvorlagen, die eigentlich längst entschieden sind, langweilen uns, besonders wenn wir gleichzeitig die wirklich großen Problem, wie Kriege und Hungersnöte, in der Welt sehen.



Video: Kony 2012 (www.youtube.com)

Tuesday, March 20, 2012

Was Masochismus, die beste Schokolade und Kaffee gemeinsam haben kann in Lviv herausgefunden werden


Es klingt schon etwas skuril, wenn man Masochismus, Schokolade und Kaffe in einem Satz hört. Dabei ist die Gemeinsamkeit gar nicht so abwegig: Die beste Schokolade der Ukraine hat ihre Heimat genau dort, wo Leopold von Sacher-Masoch, der Namensgeber des Sadismus und des Masochismus, geboren wurde. Beide stammen aus Lviv, dass nebenbei mit einer Unzahl an Kaffehäusern aufwarten kann, unter denen sich viele bestimmten Themen verschrieben haben.
Foto:  Leopold von Sacher-Masoch (www.wikipedia.de)
Für eines dieser Cafés musste denn auch der Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch selbst herhalten. Draußen wartet eine lebensgroße Statue auf den Besucher, der mutig in die offene Hosentasche des Ritters greifen kann, wo dieser sich nicht scheut, sein bestes Stück preiszugeben. Das Interieur ist nach derselben Devise gestaltet: An den Wänden befinden sich Abdrücke weiblicher Brüste und männlicher Geschlechtsteile, die dem Aufenthalt einen besonderen Eindruck verleihen sollen. Merkwürdig? Auf jeden Fall! Aber es scheint ja zu funktionieren. Das Café ist gut besucht und bietet für Touristen ein besonderes Highlight.
Das Gerücht, das die beste Schokolade aus Lviv stammen soll, hat mich jedoch mehr gereizt. So ging es für mich in einen der stadtbekannten Schokoladenläden, wo Blockschokoldade zum kg-Preis angeboten wird. Im hauseigenen Café kann man sich auch gerne 90g der weißen, dunklen oder Milchschokolade schmelzen lassen, um diese dann genüsslich mit dem Löffen zu schlürfen. Ein wahrer Hochgenuss und absolut empfehlenswert für alle Lviv-Besucher!
Die ganze Innenstadt wird von einer Kette von ca. 12 Cafés erfüllt. Das „Dim Legend“ (Haus der Legende) mit seinem Trabbi auf dem Dach habe ich schon angesprochen. Außerdem gibt es, neben dem Haus des Masochismus, die Kaffeemine, wo man in Kellergewölben mit Bergwerkflair dem Angebot an diversen Kaffees fröhnen kann. Die passende Bergmannslampe, die fachmännisch am Helm befestigt ist und die Orientierung im Dunkeln ermöglicht, gibt es gratis dazu.
Foto: Dim Legend (http://bestirntehimmel.wordpress.com)
Wenn man alle Cafés besuchen möchte, sollte wenigstens ein Aufenthalt von einer Woche eingeplant werden. Ich war dieses Mal nur kurz da und wollte das schöne Wetter genießen. Außerdem hat Lviv noch mehr zu bieten als Kaffee und Schokolade. Eine Exkursion auf den Friedhof durfte denn auch nicht fehlen! Nicht nur, dass dieser riesig ist, die Mausoleen und kunstvoll gefertigten Grabsteine beeindrucken auf jeden Fall. Auch wenn es selbst mit Ausschilderungen schwierig ist, die Gräber angeblicher Berühmtheiten zu finden, so bietet spätestens der Blick auf ein kürzlich errichtetes Monument in Gedenken an die Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine einen unvergesslichen Anblick. Bei schönem Wetter ist auch ein Ausflug auf die Höhenburg ratsam, wobei jedoch der Ausblick auf das Stadtzentrum leider durch Bäume verdeckt wird. Dafür kann ein Aufstieg auf den Rathausturm jedoch entschädigen.
Mann kann letztlich so viel unternehmen in dieser Stadt, dass es schwer fällt, sich zu entscheiden, wo man anfangen soll. Da kann ich nur eines raten: Den ersten Tag einfach mal durchs Zentrum schlendern und sich vom Blick leiten lassen. Man bekommt so einen Überblick über die Stadt und kommt automatisch in Kirchen und historische Stadtteile. Und selbst, wenn man eine Sehenswürdigkeit mal nicht sieht, so kann doch keine Reue aufkommen, weil dafür mindestens zehn andere ins Blickfeld rückten.
Eine tolle Stadt, die jeden Besuch wert ist!

Friday, March 16, 2012

Ecosia und Znout machen Google das Leben schwer. Wie grüne Suchmaschinen den Markt erobern


Ecosia und Znout als echte Alternativen?

Das Leben ist schon schwer für den umweltbewussten Mitbürger. Da kursieren Gerüchte, dass im Winter plötzlich der aus Spanien importiert Apfel bezüglich seiner CO2-Emission verträglicher sein soll als der in Deutschland seit dem Sommer in Kühlhäusern gelagerte. Jetzt auch noch andere Neuigkeiten, dass bei jeder Anfrage bei Google soviel Energie verwendet wird, wie eine Energiesparlampe während einer Stunde verbraucht. Was soll man da jetzt machen? Grüne Suchmaschinen bieten eine Alternative:
Foto: Ecosia (http://weltbeweger.info)
Ecosia ist mittlerweile schon recht bekannt unter den Internetusern. Was erstens wichtig ist, sie bezieht ihre Ergebnisse aus der Bing und der Yahoo-Datenbank, ist also in der Lage, durchaus ergiebige Ergebnisse zu liefern. Was Ecosia nun grün macht, ist das Engagement für WWF-Projekte. So geht das Geld, das mit den Werbeeinstellungen verdient wird in Regenwaldprojekte in Südamerika, trägt also zur Erhaltung der grünen Lungen unserer Erde bei.
Znout hingegen hat einen anderen Weg eingeschlagen. Hier geht es mehr um die direkte Reduzierung von CO2-Emissionen durch die Unterstützung von regenerativen Energieformen. Die Suchmaschine wirbt selbst, dass der Name für „zero negative output“, also: „kein negativer Ausstoß“ stehen würde. Wie sie das macht? Das Geld, das mit der Werbung eingespielt wird, kommt dem Zweck zu, Zertifikate für erneuerbare Energien zu erwerben. Der Stromverbrauch wird somit „grün gemacht“. Znout sagt zudem selber über sich, dass es allein durch seine schwarze Hintergrundfläche, die der Nutzer ein- und ausschalten kann, bis zu 30% Strom zu sparen in der Lage sei. Was die Suchergebnisse angeht, die bezieht der Anbieter unter anderem von google.
Foto: Znout (http://sem-bar.blogspot.com)
Das hört sich alles gut an und sicher kann keiner sagen, dass er oder sie das nicht unterstützen würde, aber wie sieht es mit dem Praxistest aus? Wenn ich zum Beispiel die Überschrift des letzten Eintrages dieses Blog bei google, Ecosia und Znout eingebe, ist es lediglich google, dass mir ein Ergebnis liefert. Suche ich nur Informationen zu „Bhutan“, decken sich die ersten Ergebnisse ziwschen Znout und google fast haargenau. Ecosia weicht nach dem ersten Eintrag schon etwas ab, nervt dafür aber nicht mit Werbeanzeigen auf den ersten Rängen, was einmal angenehm zu sehen ist. Im Allgemeinen, bietet Znout ungefähr das Gleiche wie google, Ecosia kommt Yahoo wohl sehr nahe. Daher sollte jeder nach seinen eigenen Bedürfnissen entscheiden, was geeigneter ist. Ich denke, ich werde mal eine Weile auf Znout umsteigen, um so meinen Beitrag zur grünen Bewegung zu leisten.

Saturday, March 10, 2012

Spannendes Lviv im Westen der Ukraine – ein einmaliges Reiseziel für alle, die Couchsurfing lieben


Foto: Spannendes Lviv (http://en.ukrainecityguide.com)

Spannendes Lviv – eine multikulturelle Stadt in Mitteleuropa

Lviv, oder im Deutschen: Lemberg, ist eine Großstadt im Westen der Ukraine. Das interessante an ihr ist ihre Geschichte, die sich bis heute im Stadtbild widerspiegelt. So befand sich die heute unter Lviv bekannte Stadt seit ihrer Entstehung zeitweise auf russischem, österreichisch-ungarischem, polnischem, deutschem, sowjetischem und ukrainischem Territorium. Während dieser Zeit entwickelte die jüdische Gemeinde dort ein reges Leben, das sich auch auf die Bautätigkeit niederschlug. Die Touristenführer bieten denn heutzutage auch Ausflüge ins jüdische Lviv ebenso wie ins deutsche oder polnische an. Dem aufmerksamen Reisenden fällt auch gleich auf, dass es diese Prägung von verschiedenen Bevölkerungsgruppen und die wechselvolle Geschichte ist, die die ukrainische Metropole in eine Reihe mit anderen mitteleuropäischen Städten stellt. Und so wie woanders auch, könnten die Gebäude der Stadt so einiges über Heil und Unheil der Geschichte berichten, wenn sie denn dazu in der Lage wären. Merkwürdig scheint dem geschichtsbewussten Deutschen nur zu sein, dass man bei der Deutschen Bahn für die Reiseplaung Lemberg als Haltestelle angeben kann. Das mag sich für den ein oder anderen etwas revisionistisch anhören, aber ist wahrscheinlich der Tatsache zu schulden, dass diese alte deutsche Bezeichnung vielen, insbesondere älteren Reisenden geläufiger ist als die ukrainische.

Couchsurfing bringt den Kontakt mit der Kultur

Foto: Trabbi auf dem Dach (www.audioguides.com.ua)
Um nun dieses Facettenreichtum als einfacher Reisender kennenlernen und auskosten zu können, bedarf es schon einigen besonderen Fertigkeiten. Couchsurfing kann es da insbesonderen den Backpackern einfacher machen. Nicht nur, dass man günstig eine Unterkunft finden kann, es bietet sich außerdem die hervorragene Gelegenheit, ohne Probleme mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Diese können den ein oder anderen Geheimtipp geben, wo es sich lohnt, hinzugehen. Wer möchte nicht schon mal gerne in eine Kneipe gehen, in die man nur mit der richtigen Parole Einlass erhält? Dazu gibt es ein durchaus breit präsentiertes Spektrum an alternativen Lifestyles. Eines meiner Highlights ist immer noch das „Dim Legend“, ein vielgeschössiges Gebäude, das vom Museum über ein Café sogar einen Trabbi auf dem Dach beherbergt. Skuril? Ja! Aber auf jeden Fall sehenswert und das ein oder andere Gespräch über den deutschen Import entwickelt sich da bestimmt auch.
Ohne Couchsurfing ist das alles zwar auch möglich, aber sehr viel schwerer zu erreichen. Die Turistenführer leiten die ahnungs- und orientierungslosen Besucher lieber in teure Restaurants und überlaufene Cafés, die man zuhause genauso finden kann. Wie sich das im Laufe diesen Jahres, in dem die Ukraine als Gastgeben zusammen mit Polen die Europameisterschaft im Fussball austrägt, entwickeln wird, ist fraglich. Ich habe gehört, in Lviv hat sich noch nicht so viel getan. Zeit, sich selbst ein Bild zu machen. Nach meinen bisherigen Reisen in der Ukraine heißt es nun also: auf nach Lviv!

Thursday, March 8, 2012

Das Gross National Happiness lässt Bhutan zur weltweit größten Wirtschaftsmacht werden



Das Gross National Happiness als Motor der Wirtschaft in Bhutan

Gross National Happiness, zu deutsch: Bruttonationalglück ist schon eine interessante Idee mit einer ebenfalls interessanten Geschichte dahinter. Beides kann einfach auf wikipedia nachgelesen werden. Die Frage, die sich mir jedoch immer aufdrängt, wenn ich mit dem Thema konfrontiert werde, lautet: Warum hat Bhutan, so ein kleines, unbedeutendes Land, einen Entwurf für eine nachhaltige Wirtschaft zustande gebracht? Warum ist es zum Beispiel keinem westlichen Land gelungen, eine wirklich nachhaltige Wirtschaftentwicklung einzuleiten? Liegt es daran, dass unser System wirklich auf Ausbeutung aufgebaut ist und einem nachhaltigen Leben diametral entgegensteht?

Nun, Bhutan war eine Monarchie, was die Theorie vieler Politikwissenschaftler bestätigt, dass autoritär geführte Staaten effektiver arbeiten, denn die Idee des Königs vom Gross National Happiness wurde handumdrehend umgesetzt. Dazu kam außerdem, dass Bhutan ein kleines Land ist, das wirtschaftlich nicht besonders stark war und ist. Daher hatten die Bewohner wohl kaum etwas zu verlieren, als das GNH eingeführt wurde.
Die Idee hat aber auch etwas Bestechendes. Alle Elemente, die unsere Politiker als Errungenschaften immer wieder preisen, werden bereits seit Jahrzehnten zur Ermittlung des GNH herangezogen. Diese sind:

- die Förderung einer sozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung,

- Bewahrung und Förderung kultureller Werte,

- Schutz der Umwelt und

- gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen.

Dazu kommt, dass regelmäßig das Volk in einer Vollerhebung auf sein Glückempfinden befragt wird. Das sollte doch einmal in Deutschland eingeführt werden. Quasi eine Demokratie, in der das Volk auch mal befragt wird, wie es ihm geht und was es sich für die Zukunft wünscht. Das Bruttonationalglück müsste es dann sein, dass den Politikern am Herzen liegen sollte und nicht länger Koalitiongeplänkel und Machtspielchen hinter verschlossenen Türen.

Aber wieder die Frage: Ist das, was in einem kleinen, wirtschaftlich unbedeutenden Land funktioniert, für eine Weltwirtschaftsmacht wie Deutschland überhaupt eine Option? Zu verschieden scheinen die Länder. Und doch drängt sich Missmut auf, wenn einem klar wird, dass hinter dieser Frage die Annahme steht, dass die Menschen aufgrund ihrer weltwirtschaftlichen Verantwortung weniger Recht auf Glück haben. Ist dem so? Vielleicht sollte man einmal unsere Ethikkommission zu diesem Thema befragen…

Sunday, March 4, 2012

Internationaler Frauentag am 8. März und seine Bedeutung für den Kampf für das Frauenwahlrecht


Foto: Internationaler Frauentag (www.saarbruecken.de)

Internationaler Frauentag – warum am 8. März?

Die Geschichte des Internationalen Frauentages ist lang. Seit über hundert Jahren gibt es ihn nun schon und er wurde nicht immer am 8. März zelebriert. So gingen Frauen das erste Mal in Deutschland am 19. März auf die Straße, in bewusste zeitlicher Nähe zum 18., dem Tag des Gedenkens an die Opfer der Märzrevolution von 1848. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand er in der Sowjetunion am 23. Februar statt, in Gedenken an die Arbeiter- und Soldatenfrauen, die an diesem Tag im Jahre 1917 das erste Mal in Sankt Petersburg demonstrierten. Aus dem 23. Februar im damals in Russland gebräuchlichen julianischen Kalender ergab sich jedoch nach gregorianischem der 8. März. Der Internationale Frauentag hatte somit sein Datum gefunden, das er bis heute behielt, wenn auch nicht immer ohne Kritik, so zum Beispiel während des Kalten Krieges. Nur sehr ungern konnten sich die Westmächte mit dem Begehen eines von Sowjets festgelegten Feiertages abfinden. Letzten Endes konnte er sich jedoch bis heute halten!

Das Frauenwahlrecht und der 8. März
Foto: Frauentag - We Can Do It! (www.addn.me)

Der erste Frauentag wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA organisiert, bei dem sich besonders sozialistisch eingestellte Frauen für die Einführung des Frauenwahlrechts aussprachen. Die Idee machte schnell die Runde. Besonders im Europa vor dem Ersten Weltkrieg, wo der Kampf für das Frauenwahlrecht in vollem Gange war, erfreute sich das Protestieren an einem bestimmten, symbolträchtigen Tag großer Beliebtheit und ging schnell in eine Tradition über. Aufbauen konnte die Bewegung auf die Bestrebungen, den 1. Mai, der seine Wurzeln ebenfalls in den USA fand, als gesetzlichen Feiertag einzuführen. Beide bilden damit wichtige Elemente einer Bewegung für mehr Freiheit und soziale Gerechtigkeit, der 1. Mai eher im Allgemeinen für alle Arbeiter und der 8. März besonders für die politischen Rechte der Frauen. Bleibt jedoch die Frage, welche Funktion der 8. März heutzutage einnimmt. Brauchen wir noch einen Tag, der für die Emanzipation der Frauen kämpft?

Thursday, March 1, 2012

KRIEGE 2011 - Das Conflict Barometer des HIIK hat gesprochen: 2011 gab es soviele wie seit 1945 nicht mehr


Foto: Lord of War (www.freedomsphoenix.com)

Das Conflict Barometer mit der Analyse für 2011

Die Entwicklung ist erschreckend. Das Conflict Barometer hat für das Jahr 2011 herausgefunden, dass es soviele Kriege wie noch nie seit 1945 gibt. Das ist für uns im befriedeten Europa immer schwer zu glauben, spüren wir doch von den meisten nichts. Aber nicht alle dieser Kriege sind Kriege zwischen Staaten, wie wir sie uns meistens vorstellen, wenn das Wort Krieg fällt. Normalerweise denken wir an Auseinandersetzungen, in denen sich zwei oder mehr nationale Armeen gegenseitig angreifen und versuchen zu schlagen. Im Conflict Barometer fällt jedoch auch zum Beispiel der „Krieg“ der staatlichen Kräfte gegen die Drogenkartelle in Mexiko unter diese Kategorie. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Soldaten und Zivilisten, jeder wird in den Konflikt hineingezogen und kann sich nicht dagegen wehren. Eine detaillierte Übersicht der registrierten Konflikte gibt’s hier, jedoch leider nur in Englisch.

Das HIIK als Mittelpunkt der Welt

Einmal jährlich, nämlich zur Veröffentlichung des Conflict Barometers wird das HIIK zum Mittelpunkt der (deutschen) Öffentlichkeit. Das sonst eher unbehelligte Heidelberge Institut für Internatione Konfliktforschung (HIIK) verfolgt zwar ganzjährig die vor sich gehenden Konflikte der Welt, aber dies meistens eher im stillen Kämmerchen. Naja, ganz so still auch wieder nicht, denn schließlich bringen sie regelmäßig Veröffentlichungen auf den Markt und organisieren Konferenzen, alles jedoch eher für das Fachpublikum. Letzte Woche jedoch war es dann wieder so weit: Das HIIK kam ins Fernsehen. Die Tagesschau brachte die Konflikte damit in die öffentliche Wahrnehmung und das HIIK kam aus seinem Schattendasein heraus.
Für mich bleibt dennoch die Frage bestehen, warum schlechte Nachrichten eigentlich immer im Winter kommen müssen. Reicht es nicht, dass es grau und nasskalt ist, muss dann das Gemüt auch noch unter schlechten Neuigkeiten leiden? Was da gerade so selbstbedauernd klang, ist nur Ausdruck der ansonst herrschenden Ignoranz gegenüber den globalen Problemen jenseits des Klimawandels! Deshalb mein Appell: Genießt im Sommer nicht nur die Sonne und den Urlaub, sondern lest einmal etwas über Kriege und Konflikte. Ich kann zum Beispiel Herfried Münklers „Neue Kriege“ und Haral Welsers „Klimakriege“ empfehlen!