Die Kuriositäten des
Lebens begegnen einem überall. Das hat mein Erlebnis
mit der Bratwurst eindeutig gezeigt. Auch wenn
das folgende weniger kurios als faszinierend ist, bin ich ihm doch
unerwartet begegnet. Es geht um Tee, eine Flüssigkeit, die
für viele mehr ist als nur ein Genussmittel oder ein
Erfrischungsgetränk. Und begegnet bin ich ihm in einem Artikel über
eine Ausstellung in einer englischsprachigen Zeitschrift mit dem
Titel China Daily. „The
Art of drinking“ war er überschrieben.
Tee – der
verbindende Trunk
Es gibt sicherlich viel
über dieses Getränk zu wissen. Warum ist Tee das Nationalgetränk
der Briten? Oder wieso gobt es im wesentlichen nur zwei
Bezeichnungen für Tee (Variationen von Tee, thé, tea etc. und chai,
čaj etc.). Und viele mehr. Auf alle gibt es einfallsreiche und an
Anekdoten nicht entbehrende Antworten. So zum Beispiel auf die erste
Frage: Irgendwann um 1800 wurde das Bier in England für die
einfachen Arbeiter, die zunehmend in der Industrie beschäftigt waren
zu teuer, so dass sie auf den in Massen importierten schwarzen Tee
umstiegen, der ebenfalls eine aufputschende Wirkung besaß. Wahr oder
nicht, der Tee erfreute sich starker Beliebtheit, die bald den
ganzen Globus umspannte. Je nachdem, von wo er ursprünglich kam,
erhielt er die Bezeichnung, die sich an die ursprüngliche der
Herkunftsregion anlehnte (chai aus Indien und te aus China). Also ein
Paradebeispiel für die gelungene Globalisierung
und entgegen der gängigen Meinung des eurozentrischen Weltbildes
auch für den Import von Wissen und Kultur nach Europa!
Kultur ist das,
was daraus gemacht wird
Dabei finde ich an
dieser ganzen Betrachtung und auch an der Ausstellung am
spannendsten, dass es eigentlich um Identitäten geht. Die eigene
Kultur wird im Wesentlichen durch Riten ausgedrückt, von denen
das Tee trinken einer der augenscheinlichsten ist. Und doch
haben sich die Traditionen weit auseinander entwickelt. Von dem
chinesischen Ritual ist auf dem europäischen Festland wohl nicht
mehr viel zu erkennen. Dort wird Tee oft als Alternative zum Kaffee
aufgefasst. Dessen Genuss ist dann stark an den des Kaffees
gekoppelt. Oder er wird gar als Aufputschmittel verwendet, wenn es
sich um eine Teesorte handelt, die besonders viel Teein beinhaltet.
So oder so, der Tee hat sich an die Kultur angepasst, die in
der jeweiligen Region vorherrscht. Umso aufschlussreicher kann so
eine Ausstellung sein, insbesondere wenn sie in London, einem Ort mit
eigener Tradition und Begegnungspunkt verschiedener Kulturen
zwischen Europa, Asien und Amerika veranstaltet wird.
Tee trinken, aber wie? Das heißt Kultur! (Quelle: europe.chinadaily.com.cn) |