Tuesday, February 12, 2013

Ein Fotobuch als Hochzeitsgeschenk – wenn es mal originell und doch persönlich sein soll

Irgendwie hat es noch Monaten voller Rennereien und Querelen endlich geklappt: Mein Freund und seine Verlobte können heiraten. Sie selbst hätten fast nicht mehr dran geglaubt, aber am Ende ging alles ganz schnell. Und eh sich die beiden versahen, bekamen sie auch sofort einen Termin beim Standesamt. Für mich stellt sich dabei eine ganz andere Frage: Wo bekomme ich auf die Schnelle ein geeignetes Geschenk her? Da sie ja Ausländerin ist, besteht die Gefahr, etwas kulturell unangemessenes zu schenken, was ich auf keinen Fall will. Aber bei irgendetwas Nützlichem will ich auch nicht hängen bleiben. Daher: Ein Fotobuch soll es sein!
Warum genau? Ganz einfach: Ein Hochzeitsgeschenk von einem Freund soll doch ein Stück weit etwas persönliches sein. Und da ich die beiden nun mittlerweile schon einige Zeit kenne und wir schon so einiges durchgemacht haben, wäre es doch schön, wenn die schönsten Momente so festgehalten den beiden noch einmal vor Augen geführt werden. Natürlich soll es in dem Buch weniger um mich gehen, versteht sich von selbst. Aber wie wäre es, wenn es den Weg, den die beiden bisher zurückgelegt haben, dokumentiert. Sie können dann später zurückblicken und stolz auf sich sein, dass sie es trotz all der Steine, die ihnen oft das Weiterkommen zu versperren schienen, geschafft haben.
Ein einzigartiges Fotobuch soll es sein, dass den beiden Mut und Zuversicht auch für die Zukunft gibt. Es soll sie daran erinnern und ihnen stets vor Augen führen, woher sie kamen, wie sie sich gefunden haben und was sie erreicht haben. Aber natürlich kann es auch als klassisches Andenken gelten, das man dann und wann aus der Vitrine rausholt und den Freunden und Verwandten oder einmal den Kindern oder Enkeln zeigt. Es ist eigentlich nicht nur ein Geschenk für die beiden, sondern für alle, die in ihrem Leben eine Rolle spielen. Letztlich ist es auch ein Geschenk für mich, denn ich war es ja, der den beiden auch immer wieder Mut zugesprochen hat. Es hält damit auch meine Zuversicht fest.
Aber als Hochzeitsgeschenk? Warum nicht? Es ist zu einfach? Zu unpersönlich? Das würde ich beim besten Willen so nicht sagen. Es existieren tausende von Bildern und Fotos, die die Beziehung der beiden scheinbar an jedem Tag festhielten. Es gehört viel Ausdauer und ein starker Wille dazu, aus der Unmenge von Materialien das Beste zusammen zu suchen. Sicher, so kompliziert wie früher ist es nicht mehr, als man dann alle Bilder noch einmal einwickeln lassen musste, sich dann nächtelang hingesetzt hat, um die Bilder aufzukleben, eventuelle zurecht zu schneiden, weil es viele verschiedene Formate waren etc. Heutzutage ist dieser Teil durch die diversen Anbieter im Internet (ich habe mich für Wunderkarten.de entschieden) wesentlich leichter zu bewerkstelligen. Aber der erste Teil bleibt genauso beinhart!
Jetzt heißt es: An die Arbeit! Und ich hoffe, dass den beiden das Fotobuch gefallen wird. Ich werde auf jeden Fall auch meinen Spaß damit haben, alles noch einmal Revue passieren zu lassen.

Monday, January 14, 2013

Fotografieren will gelernt sein: Die Kunst vom Kaschieren in der Lebensmittelfotografie

In den vorangegangenen Artikeln wurde deutlich, dass es wesentlich schwieriger ist, ein gutes Foto zu schießen, als man gemeinhin annimmt. Fotografieren ist eben eine Kunst, die nicht jeder beherrschen kann, wie es auch mit anderen Kunstformen der Fall ist. Wenn es jeder könnte, wäre es auch nichts besonderes mehr, ähnlich der Ölbildmalerei oder dem Komponieren von Opern. Die wahre Kunst daran ist wohl, dass i den Vordergrund zu stellen, was dem Fotografen wichtig ist und das Unwesentliche in den Hintergrund zu bringen. Fehler zu kaschieren oder aus den Blicken der Betrachter herauszuschneiden, ist dabei die Hauptherausforderung. Der richtige Fotograf komponiert sein Bild ähnlich einem Maler und entledigt sich Ungewolltem bzw. kreiert das Fehlende. Die Lebensmittelfotografie stellt hierbei ein besonderes Feld dar. Dazu aus den bisherigen Artikeln noch einmal drei Beispiele.

Kaschieren für Fortgeschrittene (Quelle: europe.chinadaily.com)
Dieses Bild aus dem Artikel über eine Ausstellung über Tee scheint eigentlich perfekt. Schon bei dem Anblick läuft dem Teeliebhaber das Wasser im Mund zusammen. Gekonnt ist dir runde Form der Tasse in den Vordergrund gesetzt. Die Gefühlte Vollmundigkeit des Tee wird somit visualisiert und harmoniert dabei mit den leichten Wellen, die in der Tasse aufgeworfen werden. Alle Nebensächliche ist unklar und tritt damit aus dem Vordergrund zurück. Die gründe Pflanze, die ebenso unklar zu sehen ist, wurde augenscheinlich nur aufgrund ihrer Farbe in das Bild aufgenommen. Der Kontrast lasst den Tee farblich intensiver erscheinen und gibt dem Betrachter das Gefühl, sich in einer angenehmen mit Pflanzen durchsetzten Umgebung zu befinden. Das Fotografieren einer Flüssigkeit gehört zur Meisterdisziplin. In diesem Falle kann der Versuch, die richtige Aufnahme hinzubekommen, zwar beliebig oft ohne großen Aufwand wiederholt werden, aber dennoch braucht es viel Übung zu erkennen, wie die erhoffte Wirkung am besten erzielt werden kann.

Lebensmittelfotografie (Quelle: blogspot.com)
Dieser mit ukrainischen Spezialitäten gedeckte Tisch dient als weiteres Beispiel. Das Kaschieren der Makel, die Lebensmittel normalerweise aufzeigen, wurde hier bis zur Perfektion getrieben. Es ist fraglich, ob die Gerichte überhaupt genießbar waren. Wahrscheinlich wurden sie, wie es Gang und Gäbe ist in der Werbefotografie, extra präpariert. So glänzen die Salate mehr als normal, indem etwa Haarspray benutzt wurde, die Zwiebeln sind besonders hoch gestapelt, weil die vielleicht aufeinander geklebt wurden. Es gibt viele weitere Tricks, die das Essen dann unnatürlich erscheinen lassen, aber nötig sind, will der Fotograf den Eindruck des Leckeren einfangen und dem Betrachter verdeutlichen.

So bitte nicht! (Quelle: blogspot.com)
Das letzte Bild zeigt eine Variante des Mansaf. Es handelt sich hier nicht um ein professionelles Bild. Daher werden im Kontrast zu den ersten beiden alle die Fehler deutlich, die man überhaupt machen kann. Nur wenigen wird dieses Bild Appetit auf dieses Gericht machen, insbesondere da man viele Hände wahrnimmt, die alle gleichzeitig in dieses Fleisch-Reis-Gemisch greifen. Das ekelt vielleicht sogar eher an. Traditionell wird Mansaf sogar mit einem gekochten Schafskopf in der Mitte serviert. Es dann noch appetitlich auf ein Foto zu bringen, kann wirklich nur ein Profi schaffen! Kaschieren ist eben auch nicht so einfach.

Bleibt zum Schluss eigentlich nur die Frage, welche Position die Lebensmittelfotografie ethisch einnimmt. Nach dem Fotografieren werden viele der Nahrungsmittel zum Beispiel weggeschmissen, weil sie einfach ungenießbar geworden sind. Ist da vertretbar? Sicher nicht. Oder ist es ethisch, Lebensmittel als Werbeobjekte zu verwenden, wenn gleichzeitig Millionen von Menschen auf unserer Erde an Hunger leiden? All das wirft Fragen auf, denen sich auch Lebensmittelfotografen konfrontiert sehen. Aber einmal mehr bleibt offen, inwiefern diese Aspekte von jedem einzelnen wahrgenommen und reflektiert werden.

Sunday, January 13, 2013

Verantwortung und Schuld – Das einfache Bild eines komplexen Kontinents: Afrika

Wenn man über ethischeBilder spricht, können die Begriffe Verantwortung und Schuld nur übergangen werden, wenn eine tiefe Auseinandersetzung nicht beabsichtigt ist. Insbesondere wenn es um den „dunklen Kontinent“ geht, sehen unsere Bilder ziemlich einseitig aus. Wild muss es sein, wenn wir die Tier-, Pflanzen- aber auch Menschenwelt im Sinn haben. Eingeborene, die nur geringe Stellen ihres Körpers notdürftig bedecken, dürfen nicht auf den Fotos eines Afrikareisenden fehlen. Oder es herrschen zerrüttete bürgerkriegsähnliche Verhältnisse, die akribisch dokumentiert sein wollen. Egal, was am Ende auf den Fotografien zu sehen ist, es zeigt immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Verantwortung dafür zu übernehmen, dass wir eventuell mit einem bestimmten Bild gewisse Vorurteile schüren, sollte daher im Bewusstsein eines jeden und einer jeden verankert sein. Das trifft umso mehr zu, als Touristen in fremden Kulturen in der Regel nur das fotografieren, was in ihr Bild der anderen Kultur passt. Hochhäuser in Luanda sind weniger interessant als die Eingeborenen, die vielleicht nur durch Schauspieler in einem eigens für Touristen angefertigten Park posieren. Zugespitzt gesagt: Ethisch ist, was ins Bild passt. Verantwortung übernehmen? Wofür genau? Dass das Individuum ihm von den Medien eingetrichterte Stereotypen reproduziert und letztlich multipliziert? Das würde das Empfinden von Schuld voraussetzen! Aber wofür sollte diese Schuld empfunden werden? Dafür, dass ein Bild übernommen wird, dass augenscheinlich falsch ist. Das kann nur auf eine aktive und intensive Selbstreflexion und Dekonstruierung der eigenen Identität aufbauen. Welcher Safaritourist möchte sich unter der erschöpfenden Sonne Afrikas aber mit der eigenen Identität auseinandersetzen, wenn das zu schießende (hoffentlich nur mit der Kamera) Wild direkt vor einem faulenzt? Es wäre auch zu schön. Stattdessen kursieren weiter Bilder, wie sie unter dem Eintrag für Porträtfotografie zu finden sind. Ganz egal ob nun in der angolischen Hauptstadt die höchsten Grundstückpreise der Welt zu finden sind und ob Südsudan 2013 eine der höchsten Wachstumsraten weltweit aufweisen wird. Interessant ist nur, was ins Bild passt.

Saturday, January 12, 2013

Ethik und Schönheit als Maßstab in der Fotografie. Was der Mensch für Verlangen hat

Ethik in der Fotografie?

Wie schon mehrfach deutlich wurde, begibt sich ein Fotograf oft auf eine Gratwanderung, wenn er oder sie Fotos von „heiklen Objekten“ aufnimmt. Insbesondere bei Bildern aus Krisenregionen, die menschliches Leid darstellen, kommt schnell die Frage auf, inwieweit die Bilder ethisch vertretbar sind. Auch wenn Ethik nicht das Kriterium ist, das bei der Aufnahme des Bildes im Vordergrund steht, so schwingt es (oder sollte es zumindest) doch ständig beim Fotografen mit. In aller Regel sind sie sich bewusst, dass etwa Frontjournalismus schwierige Fotos beinhaltet und auch weiterhin produzieren wird. Ethik und Krieg schließen sich zwar auf dem ersten Blick gegenseitig aus, aber obszön oder ekelig muss es auch nicht gleich sein. Ethisch vertretbar wird die Kombination aus beidem aber in erster Linie durch den Zweck. Nicht dass der die Mittel heiligt, aber wenn er darin besteht, aufzuklären, ist die Bereitstellung auch der grausamsten Bilder zwar immer noch erschreckend und abstoßend, aber doch wichtig. Solchen Fotografien kann dokumentarischer Wert beigemessen werden und uns somit die Schrecken und Gräuel von Krieg, Vertreibung und Naturkatastrophen vor Augen führen bzw. sie für die Nachwelt festhalten. Eine Ethik der Aufklärung verpflichtet also fast auch zu den abschreckendsten Bildern.

Schönheit als Maßstab?

Auf dem Markt muss nicht unbedingt der Schock das sein, was Betrachter anzieht. Schönheit kann genauso zum Publikumsmagneten werden. Menschen umgeben sich gerne mit ihr. Ob dadurch nun tiefste Bedürfnisse befriedigt werden und um was es sich im konkreten Fall handelt, wenn man meint, etwas sei schön, kann kaum eindeutig geklärt werden. Aber neben dem Effekt, einfach nur Aufmerksamkeit zu bekommen, was durchaus mit Hässlichkeit zu erreichen ist (siehe das Beispiel der Ugly Models), geht es darum, den Menschen zu einer angenehmen Gefühlsassoziation zu bewegen. Das Verlangen nach Schönheit wird daher viel öfter in Werbespots bedient als andere Bedürfnisse. Auch in zunächst profan erscheinenden Sequenzen wie etwa Autoreklame oder Hygieneartikel treffen wir fast ausnahmsweise auf schöne Menschen, die im Alltag eine Rarität sind, in schönen und sauberen Umgebungen oder Landschaften.

Ästhetisch wünscht sich der Mensch seine Umgebung

Egal, ob nun ethisch vertretbar oder nicht, einwandfrei schön oder nicht. Ästhetisch muss ein Bild, eine Skulptur, ein Film etc. sein, damit es, sie oder er uns anspricht. Entscheidend sind hier Proportionen, die natürlich je nach Geschmack abweichen, um als ansprechend empfunden zu werden. Wer jedoch mehr als nur oberflächlicher Betrachter oder Konsument vorgefertigter Waren sein bzw. selbst produzieren möchte, der sollte sich in diesen Aspekt hineinfühlen. Erst durch die Ästhetisierung bekommen Werke doch ihren Reiz und können uns Menschen ansprechen.

Thursday, December 20, 2012

Armut ist kein Hindernis für die Gleichberechtigung von Mann und Frau!


Die Frauenquote, in die sich die Deutschen so verbohrt haben, kommt. Das Beispiel Argentiniens, das zwar eher ironisch gemeint war, bekommt nun ein weiteres aus der Region an die Seite gestellt, dass dieses Mal ernster zu nehmen ist. Es geht um Nicaragua. Trotz Armut (im Vergleich zu den westeuropäischen und nordischen Ländern) hat es das Land geschafft, im Global Gender Gap Report 2012 vor Deutschland zu landen. Die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Mann und Frau hängt also nicht unbedingt von den herrschenden ökonomischen Verhältnissen ab.

Armut – der große Gleichmacher?


Das Video hat gezeigt: Wer auf Frauen als Humankapital verzichtet, vergibt damit 50% seiner verfügbaren Ressourcen. Das leuchtet ein. Paradox erscheint da, dass die ärmeren Länder dennoch eher zur Ungleichbehandlung neigen als reiche. Dabei sollte doch die Armut den Anreiz schaffen, auch Frauen die Möglichkeit zu geben, Geld zu verdienen, damit so den einzelnen Familien mehr Geld zur Verfügung steht. Dieser Gedanke scheint aber nur in wenigen Ländern, die es wirklich nötig haben, aufgekommen zu sein. Eines davon ist eben Nicaragua, dass in dem Report hinter den Philippinen auf Platz neun gelandet ist (Deutschland liegt auf Platz 13!). Damit ist es das einzige amerikanische Land, das es unter die Top Ten geschafft hat. Selbst die USA oder Kanada konnte diese Positionen nicht ergattern. Die Frage wäre nun: Hat es das Land trotz der Armut oder eben genau wegen ihr geschafft, eine Politik der Gleichbehandlung durchzusetzen? Oder ist es einfach eine spezifische Mentalität der Einwohner des Landes?

Gleichberechtigung ist nicht gleich Gleichberechtigung

Freilich muss man bei vielen Ländern schon einmal genauer hinschauen. Gleichberechtigung heißt ja im Prinzip, dass Mann und Frau die gleichen Rechte einfordern können. Dass dies zum Beispiel in Deutschland durchaus der Fall ist und auch für andere westliche Länder wie Frankreich oder Großbritannien nicht angezweifelt werden braucht, bestreitet wohl kaum jemand. Aber wenn es um die Umsetzung dieses Gleichheitspostulats geht, sehen die Realitäten durchaus differenzierter aus. Daher bezieht der Global Gender Gap Report auch noch weitere Indikatoren mit ein, die ein möglichst komplettes Bild der Situation der Frauen im Vergleich zu den Männern in den jeweiligen Ländern aufzuzeigen helfen sollen. So fängt Gleichberechtigung nicht bei gleichen Gehältern für gleiche Arbeit an und hört nicht bei Frauenquoten auf. Es gibt viele Facetten, die bereits mit der frühkindlichen Bildung beginnen.

Das World Economic Forum als globale Aufsichtsbehörde?

Der Report wurde auch in diesem Jahr vom World Economic Forum herausgebracht, das sich so bereits zum sechsten Mal mit einer fundierten Datenbasis für die Förderung der Frauenrechte einsetzt. Nachlesen kann man den gesamten Report auf Deutsch hier. Die Homepage des Forums bietet darüber hinaus aber auch noch weitere wissenswerte Infos. Ein Blick darauf lohnt sich!

Wednesday, December 19, 2012

Die Lüneburger Heide – für Erdöl und Salz wurde seit Jahrhunderten Raubbau betrieben

Die Lüneburger Heide – ein Case Study

Eines der bekanntesten deutschen Ausflugsziele findet man dort. Es besticht durch seine Natürlichkeit, nicht zu sagen: Naturbelassenheit, und einzigartige Schönheit. Es ist schon ein wunderschönes Schauspiel, das sich Mutter Natur da einfallen lassen hat. Mutter Natur? Wenn man von der Lüneburger Heide spricht, spielen bestimmt viele Faktoren eine wichtige Rolle, die zur Entstehung dieser einmaligen Landschaft geführt haben, aber das meiste davon ist menschengemacht. Einst wichtige Salzlagerstätte fielen die meisten der vorhandenen Bäume der brennstoffintensiven „Industrie“ zum Opfer. Das Salz ging über Lübeck überwiegend in den Ostseehandel. Die waldreiche Lüneburger Heide wurde so erst zur Heide! Und als sie das dann war und der Salzhandel eh nicht mehr ertragreich war, ging man zur Schafshaltung über. Falls also die Landschaft jetzt eine Pause von der Abholzung erwarten hätte können, so wurde dem durch die intensive Weidewirtschaft nun ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Vegetation büßte weiter an Vielfältigkeit ein. Es entstand über Jahrzehnte und Jahrhunderte dann was wir heute als die typische Lüneburger Heide kennen.

Erdöl – das schwarze Gold der Jahrhundertwende

Als wenn das aber nicht genug gewesen wäre, trat um 1900 eine weitere wirtschaftliche Nutzung der Heide in den Fokus der Unternehmer. Es wurde Erdöl gefunden und schließlich auch gefördert. Das Bild der Heide änderte sich. Das Deutsche Erdölmuseum erzählt die Geschichte des schwarzes Goldes, die wie die Geschichte der Förderung so vieler anderer Rohstoffe stark mit politischen Entwicklungen und der Technikgeschichte verquickt sind. Etwa 80% des Erdöls, das das Deutsche Reich vor dem Ersten Weltkrieg jährlich benötigte, stammten so aus der Lüneburger Heide. Der Vorteil dort sei es gewesen, dass der Rohstoff oberflächennahe aufzufinden sei und die Förderung nicht wie an anderen Lagerstätten aufwendig und teuer sei. Die 1920er waren dann der Höhepunkt der Förderung, die sich danach langsam abschwächte und schließlich versickerte. Heute werden die Altlagerstätten mit neuen Technologien wiederentdeckt. Es wird geforscht und ausgelotet, ob sich die Wiederaufnahme der Förderung lohnt. Das Erdölzeitalter ist eben noch nicht vorbei!

Raubbau als wirtschaftlicher Habitus

Immer wieder geht es hier um Ökologie. Warum eigentlich? Ein Blick auf die Ergebnisse des kürzlichen beendeten Klimagipfels in Doha illustriert gut, warum man eigentlich nicht genug über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sprechen kann. Energiewende hin oder her. Wir Deutschen waren in der Vergangenheit nicht gerade ein Musterbeispiel ökologischen Handelns, was das oben gezeigte Beispiel beweist. Ohne Raubbau schien es auch bei uns nicht zu gehen. Das dieser lange und massiv schon vor dem 19. Jahrundert begann, ist da umso bezeichnender. Aber anstatt großzügig über diese Episoden hinweg zu sehen und es mit dem Verweis auf das damals noch nicht ausgebildete Umweltbewusstsein zu entschuldigen, bringt wenig. Stattdessen wäre vielleicht eine intensive Aufarbeitung und eine Beschäftigung in der Öffentlichkeit sinnvoller, um auch den heute aufstrebenden Nationen der Welt zu zeigen, dass Raubbau keine Option ist.

Außengelände des Deutschen Erdölmuseums in Wietze (Quelle: erdoelmuseum.de)

Tuesday, December 11, 2012

Was ist Kunst? Was ist sie wert, wenn sie nur noch besucht aber nicht betrachtet wird?


Kunst als Massenware - was ist sie dann noch wert? (Quelle: atelier-cornelia.de)

Kunst – was ist das eigentlich. Heutzutage ist das schwieriger zu beantworten als jemals zuvor. Einige Mutige wollen es dennoch manchmal genauer wissen und begeben sich daher in einschlägige Ausstellungen. Die dOCUMENTA dieses Jahr war sein ein. Im Nachklang hat Jörg Heiser am 12. September diesen Jahres für die Süddeutsche Zeitung einen durchaus kritischen Artikel über die Ausstellungskultur unserer Zeit geschrieben (zu finden auf Seite 13). Schon die Überschrift „Nur Besucher, nicht Betrachter“ gibt einen Eindruck davon, in welche Richtung das ganze geht. In erste Linie wären für erfolgreiche Ausstellungen die Besucherzahlen und das Medienspektakel drumherum entscheidend. Die Frage, die sich mir da stellt: Was ist dann heute der Wert, den Kunst allgemein oder auch spezielle Ausstellungen besitzen bzw. ihr von den Betrachtern entgegen gebracht wird?
Die Frage ist knifflig und doch wieder nicht. Der Unterhaltungswert ist das, was für die Betrachter entscheidend ist. Sobald sie etwas langweilt, wenden sie sich vom Kunstwerk ab und haschen nach der nächsten Sensation. Dabei handelt es sich ganz logisch um die Auswirkungen eines unendlichen Angebots an Unterhaltung in TV und im Internet. Fast vergeblich sucht man daher nach Neugierigen, die innig und gedankenversunken ein Bild betrachten können, sich in die Lage des Porträtieren zum Beispiel hinein zu denken versuchen und Emotionen zum Ausdruck bringen sich nicht schämen. Das würde jedoch voraussetzen, dass die Besucher von Museen, Galerien etc. mit einer anderen Einstellung in die Ausstellungsräume gehen. Es sollte dann nicht mehr darum gehen, alle Ausstellungsstücke zu sehen. Vielmehr müsste der Ansporn des Besuchers selber sein, lieber ein Bild von all seinen Facetten her betrachtet und verstanden zu haben als von alles Bildern jeweils nicht mehr als einen Flüchtigen Moment mit zu nehmen. Aber Kunst ist heute Massenware. Eine an Konsum gewöhnte Gesellschaft kann diese Einstellung aber kaum flächendeckend aufbringen, so dass am Ende auch noch die Kunst als Massenvergnügen gepriesen wird. Es zählen dann nicht mehr Qualität sondern Quantität. Der Wert eines Kunstwerkes wird dann in erster Linie durch die Anzahl der Besucher (nicht: Betrachter) ermittelt.
Eine Alternative kann unter anderem mit Hilfe des Internets geschaffen werden. Beim Blog Award konnten sich so die Abstimmenden so viel Zeit lassen, wie sie wollten, um den zu wählenden Blog zu ermitteln. Sie konnten Pausen machen, wenn sie ein oder zwei Blogs gesehen hatten und erschöpft waren, mussten sich nicht an Öffnungszeiten halten und ihnen stand niemand im Wege, der/ die sogar in einem Gespräch die Meinung der betrachtenden Person hätte „korrigieren“ können. Ein Vorbild also?