Wenn man über ethischeBilder
spricht, können die Begriffe Verantwortung und
Schuld nur übergangen
werden, wenn eine tiefe Auseinandersetzung nicht beabsichtigt ist.
Insbesondere wenn es um den „dunklen Kontinent“ geht, sehen
unsere Bilder ziemlich einseitig aus. Wild muss es sein, wenn wir die
Tier-, Pflanzen- aber auch Menschenwelt im Sinn haben. Eingeborene,
die nur geringe Stellen ihres Körpers notdürftig bedecken, dürfen
nicht auf den Fotos eines Afrikareisenden fehlen. Oder es herrschen
zerrüttete bürgerkriegsähnliche Verhältnisse, die akribisch
dokumentiert sein wollen. Egal, was am Ende auf den Fotografien zu
sehen ist, es zeigt immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit.
Verantwortung dafür
zu übernehmen, dass wir eventuell mit einem bestimmten Bild gewisse
Vorurteile schüren, sollte daher im Bewusstsein eines jeden und
einer jeden verankert sein. Das trifft umso mehr zu, als Touristen in
fremden Kulturen in der Regel nur das fotografieren, was in ihr Bild
der anderen Kultur passt. Hochhäuser in Luanda sind weniger
interessant als die Eingeborenen, die vielleicht nur durch
Schauspieler in einem eigens für Touristen angefertigten Park
posieren. Zugespitzt gesagt: Ethisch ist, was ins Bild passt.
Verantwortung übernehmen?
Wofür genau? Dass das Individuum ihm von den Medien eingetrichterte
Stereotypen reproduziert und letztlich multipliziert? Das würde das
Empfinden von Schuld voraussetzen!
Aber wofür sollte diese Schuld empfunden werden? Dafür, dass ein
Bild übernommen wird, dass augenscheinlich falsch ist. Das kann nur
auf eine aktive und intensive Selbstreflexion und Dekonstruierung der
eigenen Identität aufbauen. Welcher Safaritourist möchte sich
unter der erschöpfenden Sonne Afrikas aber mit der eigenen Identität
auseinandersetzen, wenn das zu schießende (hoffentlich nur mit der
Kamera) Wild direkt vor einem faulenzt? Es wäre auch zu schön.
Stattdessen kursieren weiter Bilder, wie sie unter dem Eintrag für
Porträtfotografie
zu finden sind. Ganz egal ob nun in der angolischen Hauptstadt die
höchsten Grundstückpreise der Welt zu finden sind und ob Südsudan
2013 eine der höchsten Wachstumsraten weltweit aufweisen wird.
Interessant ist nur, was ins Bild passt.
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