Sunday, January 13, 2013

Verantwortung und Schuld – Das einfache Bild eines komplexen Kontinents: Afrika

Wenn man über ethischeBilder spricht, können die Begriffe Verantwortung und Schuld nur übergangen werden, wenn eine tiefe Auseinandersetzung nicht beabsichtigt ist. Insbesondere wenn es um den „dunklen Kontinent“ geht, sehen unsere Bilder ziemlich einseitig aus. Wild muss es sein, wenn wir die Tier-, Pflanzen- aber auch Menschenwelt im Sinn haben. Eingeborene, die nur geringe Stellen ihres Körpers notdürftig bedecken, dürfen nicht auf den Fotos eines Afrikareisenden fehlen. Oder es herrschen zerrüttete bürgerkriegsähnliche Verhältnisse, die akribisch dokumentiert sein wollen. Egal, was am Ende auf den Fotografien zu sehen ist, es zeigt immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Verantwortung dafür zu übernehmen, dass wir eventuell mit einem bestimmten Bild gewisse Vorurteile schüren, sollte daher im Bewusstsein eines jeden und einer jeden verankert sein. Das trifft umso mehr zu, als Touristen in fremden Kulturen in der Regel nur das fotografieren, was in ihr Bild der anderen Kultur passt. Hochhäuser in Luanda sind weniger interessant als die Eingeborenen, die vielleicht nur durch Schauspieler in einem eigens für Touristen angefertigten Park posieren. Zugespitzt gesagt: Ethisch ist, was ins Bild passt. Verantwortung übernehmen? Wofür genau? Dass das Individuum ihm von den Medien eingetrichterte Stereotypen reproduziert und letztlich multipliziert? Das würde das Empfinden von Schuld voraussetzen! Aber wofür sollte diese Schuld empfunden werden? Dafür, dass ein Bild übernommen wird, dass augenscheinlich falsch ist. Das kann nur auf eine aktive und intensive Selbstreflexion und Dekonstruierung der eigenen Identität aufbauen. Welcher Safaritourist möchte sich unter der erschöpfenden Sonne Afrikas aber mit der eigenen Identität auseinandersetzen, wenn das zu schießende (hoffentlich nur mit der Kamera) Wild direkt vor einem faulenzt? Es wäre auch zu schön. Stattdessen kursieren weiter Bilder, wie sie unter dem Eintrag für Porträtfotografie zu finden sind. Ganz egal ob nun in der angolischen Hauptstadt die höchsten Grundstückpreise der Welt zu finden sind und ob Südsudan 2013 eine der höchsten Wachstumsraten weltweit aufweisen wird. Interessant ist nur, was ins Bild passt.

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