Die Frauenquote, in die sich die
Deutschen so verbohrt haben, kommt. Das
Beispiel Argentiniens, das zwar eher ironisch
gemeint war, bekommt nun ein weiteres aus der Region an die Seite
gestellt, dass dieses Mal ernster zu nehmen ist. Es geht um
Nicaragua. Trotz Armut (im
Vergleich zu den westeuropäischen und nordischen Ländern) hat es
das Land geschafft, im Global Gender Gap Report 2012 vor Deutschland
zu landen. Die Gleichberechtigung und
Gleichbehandlung von Mann und Frau hängt also nicht unbedingt von
den herrschenden ökonomischen Verhältnissen ab.
Armut – der große
Gleichmacher?
Das Video hat gezeigt: Wer auf Frauen
als Humankapital verzichtet, vergibt damit 50% seiner verfügbaren
Ressourcen. Das leuchtet ein. Paradox erscheint da, dass die ärmeren
Länder dennoch eher zur Ungleichbehandlung neigen als reiche. Dabei
sollte doch die Armut den
Anreiz schaffen, auch Frauen die Möglichkeit zu geben, Geld zu
verdienen, damit so den einzelnen Familien mehr Geld zur Verfügung
steht. Dieser Gedanke scheint aber nur in wenigen Ländern, die es
wirklich nötig haben, aufgekommen zu sein. Eines davon ist eben
Nicaragua, dass in dem Report hinter den Philippinen auf Platz neun
gelandet ist (Deutschland liegt auf Platz 13!). Damit ist es das
einzige amerikanische Land, das es unter die Top Ten geschafft hat.
Selbst die USA oder Kanada konnte diese Positionen nicht ergattern.
Die Frage wäre nun: Hat es das Land trotz der Armut
oder eben genau wegen ihr geschafft, eine Politik der
Gleichbehandlung durchzusetzen? Oder ist es einfach eine spezifische
Mentalität der Einwohner des Landes?
Gleichberechtigung ist nicht
gleich Gleichberechtigung
Freilich muss man bei vielen Ländern
schon einmal genauer hinschauen. Gleichberechtigung
heißt ja im Prinzip, dass Mann und Frau die gleichen Rechte
einfordern können. Dass dies zum Beispiel in Deutschland durchaus
der Fall ist und auch für andere westliche Länder wie Frankreich
oder Großbritannien nicht angezweifelt werden braucht, bestreitet
wohl kaum jemand. Aber wenn es um die Umsetzung dieses
Gleichheitspostulats geht, sehen die Realitäten durchaus
differenzierter aus. Daher bezieht der Global Gender Gap Report auch
noch weitere Indikatoren mit ein, die ein möglichst komplettes Bild
der Situation der Frauen im Vergleich zu den Männern in den
jeweiligen Ländern aufzuzeigen helfen sollen. So fängt
Gleichberechtigung
nicht bei gleichen Gehältern für gleiche Arbeit an und hört nicht
bei Frauenquoten auf. Es gibt viele Facetten, die bereits mit der
frühkindlichen Bildung beginnen.
Das World Economic Forum als
globale Aufsichtsbehörde?
Der
Report wurde auch in diesem Jahr vom World
Economic Forum
herausgebracht, das sich so bereits zum sechsten Mal mit einer
fundierten Datenbasis für die Förderung der Frauenrechte einsetzt.
Nachlesen kann man den gesamten Report auf Deutsch hier.
Die Homepage
des Forums
bietet darüber hinaus aber auch noch weitere wissenswerte Infos. Ein
Blick darauf lohnt sich!