Thursday, December 20, 2012

Armut ist kein Hindernis für die Gleichberechtigung von Mann und Frau!


Die Frauenquote, in die sich die Deutschen so verbohrt haben, kommt. Das Beispiel Argentiniens, das zwar eher ironisch gemeint war, bekommt nun ein weiteres aus der Region an die Seite gestellt, dass dieses Mal ernster zu nehmen ist. Es geht um Nicaragua. Trotz Armut (im Vergleich zu den westeuropäischen und nordischen Ländern) hat es das Land geschafft, im Global Gender Gap Report 2012 vor Deutschland zu landen. Die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Mann und Frau hängt also nicht unbedingt von den herrschenden ökonomischen Verhältnissen ab.

Armut – der große Gleichmacher?


Das Video hat gezeigt: Wer auf Frauen als Humankapital verzichtet, vergibt damit 50% seiner verfügbaren Ressourcen. Das leuchtet ein. Paradox erscheint da, dass die ärmeren Länder dennoch eher zur Ungleichbehandlung neigen als reiche. Dabei sollte doch die Armut den Anreiz schaffen, auch Frauen die Möglichkeit zu geben, Geld zu verdienen, damit so den einzelnen Familien mehr Geld zur Verfügung steht. Dieser Gedanke scheint aber nur in wenigen Ländern, die es wirklich nötig haben, aufgekommen zu sein. Eines davon ist eben Nicaragua, dass in dem Report hinter den Philippinen auf Platz neun gelandet ist (Deutschland liegt auf Platz 13!). Damit ist es das einzige amerikanische Land, das es unter die Top Ten geschafft hat. Selbst die USA oder Kanada konnte diese Positionen nicht ergattern. Die Frage wäre nun: Hat es das Land trotz der Armut oder eben genau wegen ihr geschafft, eine Politik der Gleichbehandlung durchzusetzen? Oder ist es einfach eine spezifische Mentalität der Einwohner des Landes?

Gleichberechtigung ist nicht gleich Gleichberechtigung

Freilich muss man bei vielen Ländern schon einmal genauer hinschauen. Gleichberechtigung heißt ja im Prinzip, dass Mann und Frau die gleichen Rechte einfordern können. Dass dies zum Beispiel in Deutschland durchaus der Fall ist und auch für andere westliche Länder wie Frankreich oder Großbritannien nicht angezweifelt werden braucht, bestreitet wohl kaum jemand. Aber wenn es um die Umsetzung dieses Gleichheitspostulats geht, sehen die Realitäten durchaus differenzierter aus. Daher bezieht der Global Gender Gap Report auch noch weitere Indikatoren mit ein, die ein möglichst komplettes Bild der Situation der Frauen im Vergleich zu den Männern in den jeweiligen Ländern aufzuzeigen helfen sollen. So fängt Gleichberechtigung nicht bei gleichen Gehältern für gleiche Arbeit an und hört nicht bei Frauenquoten auf. Es gibt viele Facetten, die bereits mit der frühkindlichen Bildung beginnen.

Das World Economic Forum als globale Aufsichtsbehörde?

Der Report wurde auch in diesem Jahr vom World Economic Forum herausgebracht, das sich so bereits zum sechsten Mal mit einer fundierten Datenbasis für die Förderung der Frauenrechte einsetzt. Nachlesen kann man den gesamten Report auf Deutsch hier. Die Homepage des Forums bietet darüber hinaus aber auch noch weitere wissenswerte Infos. Ein Blick darauf lohnt sich!

Wednesday, December 19, 2012

Die Lüneburger Heide – für Erdöl und Salz wurde seit Jahrhunderten Raubbau betrieben

Die Lüneburger Heide – ein Case Study

Eines der bekanntesten deutschen Ausflugsziele findet man dort. Es besticht durch seine Natürlichkeit, nicht zu sagen: Naturbelassenheit, und einzigartige Schönheit. Es ist schon ein wunderschönes Schauspiel, das sich Mutter Natur da einfallen lassen hat. Mutter Natur? Wenn man von der Lüneburger Heide spricht, spielen bestimmt viele Faktoren eine wichtige Rolle, die zur Entstehung dieser einmaligen Landschaft geführt haben, aber das meiste davon ist menschengemacht. Einst wichtige Salzlagerstätte fielen die meisten der vorhandenen Bäume der brennstoffintensiven „Industrie“ zum Opfer. Das Salz ging über Lübeck überwiegend in den Ostseehandel. Die waldreiche Lüneburger Heide wurde so erst zur Heide! Und als sie das dann war und der Salzhandel eh nicht mehr ertragreich war, ging man zur Schafshaltung über. Falls also die Landschaft jetzt eine Pause von der Abholzung erwarten hätte können, so wurde dem durch die intensive Weidewirtschaft nun ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Vegetation büßte weiter an Vielfältigkeit ein. Es entstand über Jahrzehnte und Jahrhunderte dann was wir heute als die typische Lüneburger Heide kennen.

Erdöl – das schwarze Gold der Jahrhundertwende

Als wenn das aber nicht genug gewesen wäre, trat um 1900 eine weitere wirtschaftliche Nutzung der Heide in den Fokus der Unternehmer. Es wurde Erdöl gefunden und schließlich auch gefördert. Das Bild der Heide änderte sich. Das Deutsche Erdölmuseum erzählt die Geschichte des schwarzes Goldes, die wie die Geschichte der Förderung so vieler anderer Rohstoffe stark mit politischen Entwicklungen und der Technikgeschichte verquickt sind. Etwa 80% des Erdöls, das das Deutsche Reich vor dem Ersten Weltkrieg jährlich benötigte, stammten so aus der Lüneburger Heide. Der Vorteil dort sei es gewesen, dass der Rohstoff oberflächennahe aufzufinden sei und die Förderung nicht wie an anderen Lagerstätten aufwendig und teuer sei. Die 1920er waren dann der Höhepunkt der Förderung, die sich danach langsam abschwächte und schließlich versickerte. Heute werden die Altlagerstätten mit neuen Technologien wiederentdeckt. Es wird geforscht und ausgelotet, ob sich die Wiederaufnahme der Förderung lohnt. Das Erdölzeitalter ist eben noch nicht vorbei!

Raubbau als wirtschaftlicher Habitus

Immer wieder geht es hier um Ökologie. Warum eigentlich? Ein Blick auf die Ergebnisse des kürzlichen beendeten Klimagipfels in Doha illustriert gut, warum man eigentlich nicht genug über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sprechen kann. Energiewende hin oder her. Wir Deutschen waren in der Vergangenheit nicht gerade ein Musterbeispiel ökologischen Handelns, was das oben gezeigte Beispiel beweist. Ohne Raubbau schien es auch bei uns nicht zu gehen. Das dieser lange und massiv schon vor dem 19. Jahrundert begann, ist da umso bezeichnender. Aber anstatt großzügig über diese Episoden hinweg zu sehen und es mit dem Verweis auf das damals noch nicht ausgebildete Umweltbewusstsein zu entschuldigen, bringt wenig. Stattdessen wäre vielleicht eine intensive Aufarbeitung und eine Beschäftigung in der Öffentlichkeit sinnvoller, um auch den heute aufstrebenden Nationen der Welt zu zeigen, dass Raubbau keine Option ist.

Außengelände des Deutschen Erdölmuseums in Wietze (Quelle: erdoelmuseum.de)

Tuesday, December 11, 2012

Was ist Kunst? Was ist sie wert, wenn sie nur noch besucht aber nicht betrachtet wird?


Kunst als Massenware - was ist sie dann noch wert? (Quelle: atelier-cornelia.de)

Kunst – was ist das eigentlich. Heutzutage ist das schwieriger zu beantworten als jemals zuvor. Einige Mutige wollen es dennoch manchmal genauer wissen und begeben sich daher in einschlägige Ausstellungen. Die dOCUMENTA dieses Jahr war sein ein. Im Nachklang hat Jörg Heiser am 12. September diesen Jahres für die Süddeutsche Zeitung einen durchaus kritischen Artikel über die Ausstellungskultur unserer Zeit geschrieben (zu finden auf Seite 13). Schon die Überschrift „Nur Besucher, nicht Betrachter“ gibt einen Eindruck davon, in welche Richtung das ganze geht. In erste Linie wären für erfolgreiche Ausstellungen die Besucherzahlen und das Medienspektakel drumherum entscheidend. Die Frage, die sich mir da stellt: Was ist dann heute der Wert, den Kunst allgemein oder auch spezielle Ausstellungen besitzen bzw. ihr von den Betrachtern entgegen gebracht wird?
Die Frage ist knifflig und doch wieder nicht. Der Unterhaltungswert ist das, was für die Betrachter entscheidend ist. Sobald sie etwas langweilt, wenden sie sich vom Kunstwerk ab und haschen nach der nächsten Sensation. Dabei handelt es sich ganz logisch um die Auswirkungen eines unendlichen Angebots an Unterhaltung in TV und im Internet. Fast vergeblich sucht man daher nach Neugierigen, die innig und gedankenversunken ein Bild betrachten können, sich in die Lage des Porträtieren zum Beispiel hinein zu denken versuchen und Emotionen zum Ausdruck bringen sich nicht schämen. Das würde jedoch voraussetzen, dass die Besucher von Museen, Galerien etc. mit einer anderen Einstellung in die Ausstellungsräume gehen. Es sollte dann nicht mehr darum gehen, alle Ausstellungsstücke zu sehen. Vielmehr müsste der Ansporn des Besuchers selber sein, lieber ein Bild von all seinen Facetten her betrachtet und verstanden zu haben als von alles Bildern jeweils nicht mehr als einen Flüchtigen Moment mit zu nehmen. Aber Kunst ist heute Massenware. Eine an Konsum gewöhnte Gesellschaft kann diese Einstellung aber kaum flächendeckend aufbringen, so dass am Ende auch noch die Kunst als Massenvergnügen gepriesen wird. Es zählen dann nicht mehr Qualität sondern Quantität. Der Wert eines Kunstwerkes wird dann in erster Linie durch die Anzahl der Besucher (nicht: Betrachter) ermittelt.
Eine Alternative kann unter anderem mit Hilfe des Internets geschaffen werden. Beim Blog Award konnten sich so die Abstimmenden so viel Zeit lassen, wie sie wollten, um den zu wählenden Blog zu ermitteln. Sie konnten Pausen machen, wenn sie ein oder zwei Blogs gesehen hatten und erschöpft waren, mussten sich nicht an Öffnungszeiten halten und ihnen stand niemand im Wege, der/ die sogar in einem Gespräch die Meinung der betrachtenden Person hätte „korrigieren“ können. Ein Vorbild also?


Monday, December 10, 2012

Die Energiewende kommt? Nach Niko Paech nur, wenn wir unseren Konsum reduzieren


Energiewende – das geflügelte Wort

Es klingt schon fast etwas wie höhnisch, wenn man hier vom geflügelten Wort spricht. Schließlich soll die Energiewende ja unter anderem genau damit, eben mit Flügeln, gelingen. Und sowieso ist der Slogan so griffig, dass er schnell von etlichen Politikern und Befürwortern aufgegriffen wurde, um so die Massen mobilisieren zu können. Dabei fällt nur selten auf, dass eigentlich jeder etwas anderes darunter versteht. Für viele besteht die Energiewende daraus, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt den größten Anteil des in Deutschland benötigten Stroms durch regenerative Resourcen zu gewinnen. Auf diese allgemeine Formel können sich die meisten noch einigen. Aber jetzt kommt der kritische Punkt, wo die Insider sagen, dass die Wende, wie sie von den Politikern gedacht ist, nicht einmal im Ansatz eine wirkliche Energiewende darstellt. Denn Energie ist erstes nicht nur Elektrizität. Es gehören auch nicht nur Wärme und Kraftstoff dazu, da Energie in allen Dingen des Alltages, egal ob Kleidung, Nahrung, Haushaltsgeräte oder Transport, gebunden ist. Außerdem geht das Verständnis von regenerativer Energiegewinnung stark auseinander.

Konsum reduzieren ist die einzige Chance

Der Konsum sei das wirkliche Problem, meinte Niko Paech in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung am 6. September diesen Jahres (Seite 21). Seiner Meinung nach sind die Pläne für die bevorstehende Wende nur Verlangerungen des Problems. Anstatt durch CO2-Emmissionen zerstört man dann eben direkt natürliche Lebensräume, indem Offshore-Windparkt gebaut werden etc. Durch diese Politik solle der Konsum auf dem jetzigen Level weiterhin ermöglicht werden bzw. sogar weiterhin steigerungsfähig bleiben, was eine Illusion sei, so Paech. Der einzige Weg in eine ökologisch verträglichere Zukunft sei daher die Reduzierung des Konsums, da nur so letztlich Energie eingespart werden kann. Ein Schlüsselgedanke ist hierbei die Idee von der Transformation der Wegwerfgesellschaft in eine Repariergesellschaft. Kleidung könnte durch Nähen oft ganz einfach wieder instand gesetzt werden. Plastikfreies Leben ist dann schon etwas für Fortgeschrittene. Wer dann noch auf öffentlichen Transport verzichten möchte, der wandelt dann schon auf abenteuerlichen Pfaden. Am Ende würde dann eine deglobalisierte Welt entstehen, in der das Individuum Nutzungsgemeinschaften für fast alle Gerätschaften eingeht und so zwar wie heute alles, was man braucht, zur Nutzung parat hat, es aber mit anderen teilen muss, wodurch der Konsum drastisch reduziert werden würde. Eine Utopie?

Kommt die Energiewende? (Quelle: biomasse-nutzung.de)

Wednesday, December 5, 2012

Der Strand bringt Spaß und setzt ein Zeichen – Patriotismus ist gut fürs Business!


Der Strand – eine Welt für sich

Es gibt Orte, die sind mehr als nur Punkte auf der Landkarte. Sie sind Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls, einer gewissen Zeit im Leben oder einer ganz spezifischen Einstellung. Der Strand ist einer dieser Orte. Auch wenn es zur Zeit etwas zu kalt ist, um an deutsche Strände zu gehen, so freuen wir uns doch auf den nächsten Urlaub, an dem es dann mal wieder heißt: Ab an den Strand. Dass sich dort aber nicht nur diese Einstellung des Alles-locker-sehens sondern auch ein gewissen Marktpotenzial auffinden lässt, ist einigen Hamburgern deutlich vor Augen getreten. Nicht um sonst haben sich einige Marken und lokale Produzenten auf die Zielgruppe der Strandgänger spezialisiert. Daher gibt es am Strand folgende Produkte made in Hamburg:
  • Strandstuhl
Das hat nicht jeder, könnte aber jeder gebrauchen! Daher spätestens bis zum nächsten Sommer anzuschaffen. Infos unter: gilges.eu
  • Stranddecke
Bei michas-stoffdecke.de können trendige Decken als Hingucker für den nächsten Strandurlaub gefunden werden.
  • Wäschesack
Irgendwie müssen ja die Sachen, die man am Strand braucht, auch mit. Daher hier etwas für Lokalpatrioten: maegdeundknechte.com
  • Trinken
Das darf natürlich nicht fehlen! Auch wenn es kein Tee ist, so erfrischt Lemonaid im Sommer vielleicht sogar besser. Fair gehandelt macht das Trinken gleich nochmal so viel Spaß. Infos unter: lemon-aid.de
  • Kissen
Selbst gehäkelt, selbst ausgedacht. Lokaldesign.de verspricht pure Gemütlichkeit am Strand.
Es gibt noch vieles mehr, das man hier erwähnen könnte. Eines zeigen die vier Beispiele aber schon deutlich: Der Trend geht hin zum regionalen. Patriotismus könnte man es nennen, wenn es eigentlich nicht völlig eigennützig wäre, was da vor sich geht. Obwohl doch eine kleine Portion davon immer mitschwingt. Besonders im norddeutschen Fall hört man oft, dass die Menschen dort viel stärker verwurzelt seien. Daher auch auf dem Wäschesack der Schriftzug „Verankert in Hamburg“? Der Slogan kommt jedenfalls an und bedient einen Markt, der bereits existiert. Hambuger Patriotismus könnte man dieses Phänomen nennen, wobei es auch das nicht richtig treffen würde. Um einen Eindruck zu bekommen, was es heißt, Hamburger zu sein, muss man wohl einmal einige Jahre dort wohnen. Die Lokalwirtschaft ihrerseits profitiert in jedem Fall davon und bildet so eine Gegentendenz zur Globalisierung. Außerdem bietet es ein Modell für viele junge Leute, die schon lange vom eigenen Geschäft träumen. Wer kreativ ist, kann mit der richtigen Idee schnell Erfolg haben, auch ökologisch nachhaltig, wie die Beispiele zeigen. Und Nähen lernen und andere alten handwerklichen Arbeiten scheinen dadurch auch wieder zukunftsfähig zu sein.
Egal ob Sommer oder Winter. Hamburger lieben ihren Strand! (Quelle: static.zoonar.de)