Wednesday, December 19, 2012

Die Lüneburger Heide – für Erdöl und Salz wurde seit Jahrhunderten Raubbau betrieben

Die Lüneburger Heide – ein Case Study

Eines der bekanntesten deutschen Ausflugsziele findet man dort. Es besticht durch seine Natürlichkeit, nicht zu sagen: Naturbelassenheit, und einzigartige Schönheit. Es ist schon ein wunderschönes Schauspiel, das sich Mutter Natur da einfallen lassen hat. Mutter Natur? Wenn man von der Lüneburger Heide spricht, spielen bestimmt viele Faktoren eine wichtige Rolle, die zur Entstehung dieser einmaligen Landschaft geführt haben, aber das meiste davon ist menschengemacht. Einst wichtige Salzlagerstätte fielen die meisten der vorhandenen Bäume der brennstoffintensiven „Industrie“ zum Opfer. Das Salz ging über Lübeck überwiegend in den Ostseehandel. Die waldreiche Lüneburger Heide wurde so erst zur Heide! Und als sie das dann war und der Salzhandel eh nicht mehr ertragreich war, ging man zur Schafshaltung über. Falls also die Landschaft jetzt eine Pause von der Abholzung erwarten hätte können, so wurde dem durch die intensive Weidewirtschaft nun ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Vegetation büßte weiter an Vielfältigkeit ein. Es entstand über Jahrzehnte und Jahrhunderte dann was wir heute als die typische Lüneburger Heide kennen.

Erdöl – das schwarze Gold der Jahrhundertwende

Als wenn das aber nicht genug gewesen wäre, trat um 1900 eine weitere wirtschaftliche Nutzung der Heide in den Fokus der Unternehmer. Es wurde Erdöl gefunden und schließlich auch gefördert. Das Bild der Heide änderte sich. Das Deutsche Erdölmuseum erzählt die Geschichte des schwarzes Goldes, die wie die Geschichte der Förderung so vieler anderer Rohstoffe stark mit politischen Entwicklungen und der Technikgeschichte verquickt sind. Etwa 80% des Erdöls, das das Deutsche Reich vor dem Ersten Weltkrieg jährlich benötigte, stammten so aus der Lüneburger Heide. Der Vorteil dort sei es gewesen, dass der Rohstoff oberflächennahe aufzufinden sei und die Förderung nicht wie an anderen Lagerstätten aufwendig und teuer sei. Die 1920er waren dann der Höhepunkt der Förderung, die sich danach langsam abschwächte und schließlich versickerte. Heute werden die Altlagerstätten mit neuen Technologien wiederentdeckt. Es wird geforscht und ausgelotet, ob sich die Wiederaufnahme der Förderung lohnt. Das Erdölzeitalter ist eben noch nicht vorbei!

Raubbau als wirtschaftlicher Habitus

Immer wieder geht es hier um Ökologie. Warum eigentlich? Ein Blick auf die Ergebnisse des kürzlichen beendeten Klimagipfels in Doha illustriert gut, warum man eigentlich nicht genug über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sprechen kann. Energiewende hin oder her. Wir Deutschen waren in der Vergangenheit nicht gerade ein Musterbeispiel ökologischen Handelns, was das oben gezeigte Beispiel beweist. Ohne Raubbau schien es auch bei uns nicht zu gehen. Das dieser lange und massiv schon vor dem 19. Jahrundert begann, ist da umso bezeichnender. Aber anstatt großzügig über diese Episoden hinweg zu sehen und es mit dem Verweis auf das damals noch nicht ausgebildete Umweltbewusstsein zu entschuldigen, bringt wenig. Stattdessen wäre vielleicht eine intensive Aufarbeitung und eine Beschäftigung in der Öffentlichkeit sinnvoller, um auch den heute aufstrebenden Nationen der Welt zu zeigen, dass Raubbau keine Option ist.

Außengelände des Deutschen Erdölmuseums in Wietze (Quelle: erdoelmuseum.de)

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