Die Lüneburger Heide – ein
Case Study
Eines der bekanntesten deutschen
Ausflugsziele findet man dort. Es besticht durch seine Natürlichkeit,
nicht zu sagen: Naturbelassenheit, und einzigartige Schönheit. Es
ist schon ein wunderschönes Schauspiel, das sich Mutter Natur da
einfallen lassen hat. Mutter Natur? Wenn man von der Lüneburger
Heide spricht, spielen bestimmt
viele Faktoren eine wichtige Rolle, die zur Entstehung dieser
einmaligen Landschaft geführt haben, aber das meiste davon ist
menschengemacht. Einst wichtige Salzlagerstätte fielen die meisten
der vorhandenen Bäume der brennstoffintensiven „Industrie“ zum
Opfer. Das Salz ging über Lübeck überwiegend in den Ostseehandel.
Die waldreiche Lüneburger Heide
wurde so erst zur Heide! Und als sie das dann war und der Salzhandel
eh nicht mehr ertragreich war, ging man zur Schafshaltung über.
Falls also die Landschaft jetzt eine Pause von der Abholzung erwarten
hätte können, so wurde dem durch die intensive Weidewirtschaft nun
ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Vegetation büßte weiter
an Vielfältigkeit ein. Es entstand über Jahrzehnte und Jahrhunderte
dann was wir heute als die typische Lüneburger Heide
kennen.
Erdöl – das schwarze Gold der
Jahrhundertwende
Als wenn das aber nicht genug gewesen
wäre, trat um 1900 eine weitere wirtschaftliche Nutzung der Heide in
den Fokus der Unternehmer. Es wurde Erdöl
gefunden und schließlich auch gefördert. Das Bild der Heide änderte
sich. Das Deutsche
Erdölmuseum
erzählt die Geschichte des schwarzes Goldes, die wie die Geschichte
der Förderung so vieler anderer Rohstoffe stark mit politischen
Entwicklungen und der Technikgeschichte verquickt sind. Etwa 80% des
Erdöls, das das
Deutsche Reich vor dem Ersten Weltkrieg jährlich benötigte,
stammten so aus der Lüneburger Heide. Der Vorteil dort sei es
gewesen, dass der Rohstoff oberflächennahe aufzufinden sei und die
Förderung nicht wie an anderen Lagerstätten aufwendig und teuer
sei. Die 1920er waren dann der Höhepunkt der Förderung, die sich
danach langsam abschwächte und schließlich versickerte. Heute
werden die Altlagerstätten mit neuen Technologien wiederentdeckt. Es
wird geforscht und ausgelotet, ob sich die Wiederaufnahme der
Förderung lohnt. Das Erdölzeitalter
ist eben noch nicht vorbei!
Raubbau als wirtschaftlicher
Habitus
Immer wieder geht es hier um Ökologie.
Warum eigentlich? Ein Blick auf die Ergebnisse des kürzlichen
beendeten Klimagipfels in Doha illustriert gut, warum man eigentlich
nicht genug über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sprechen
kann. Energiewende
hin oder her. Wir Deutschen waren in der Vergangenheit nicht gerade
ein Musterbeispiel ökologischen Handelns, was das oben gezeigte
Beispiel beweist. Ohne Raubbau
schien es auch bei uns nicht zu gehen. Das dieser lange und massiv
schon vor dem 19. Jahrundert begann, ist da umso bezeichnender. Aber
anstatt großzügig über diese Episoden hinweg zu sehen und es mit
dem Verweis auf das damals noch nicht ausgebildete Umweltbewusstsein
zu entschuldigen, bringt wenig. Stattdessen wäre vielleicht eine
intensive Aufarbeitung und eine Beschäftigung in der Öffentlichkeit
sinnvoller, um auch den heute aufstrebenden Nationen der Welt zu
zeigen, dass Raubbau
keine Option ist.
Außengelände des Deutschen Erdölmuseums in Wietze (Quelle: erdoelmuseum.de) |
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