Ethik in der Fotografie?
Wie schon mehrfach deutlich wurde,
begibt sich ein Fotograf oft auf eine Gratwanderung, wenn er oder sie
Fotos von „heiklen Objekten“ aufnimmt. Insbesondere bei Bildern
aus Krisenregionen, die menschliches Leid darstellen, kommt schnell
die Frage auf, inwieweit die Bilder ethisch vertretbar sind. Auch
wenn Ethik nicht das
Kriterium ist, das bei der Aufnahme des Bildes im Vordergrund steht,
so schwingt es (oder sollte es zumindest) doch ständig beim
Fotografen mit. In aller Regel sind sie sich bewusst, dass etwa
Frontjournalismus
schwierige Fotos beinhaltet und auch weiterhin produzieren wird.
Ethik und Krieg
schließen sich zwar auf dem ersten Blick gegenseitig aus, aber
obszön oder ekelig muss es auch nicht gleich sein. Ethisch
vertretbar wird die Kombination aus beidem aber in erster Linie durch
den Zweck. Nicht dass der die Mittel heiligt, aber wenn er darin
besteht, aufzuklären, ist die Bereitstellung auch der grausamsten
Bilder zwar immer noch erschreckend und abstoßend, aber doch
wichtig. Solchen Fotografien kann dokumentarischer Wert beigemessen
werden und uns somit die Schrecken und Gräuel von Krieg, Vertreibung
und Naturkatastrophen vor Augen führen bzw. sie für die Nachwelt
festhalten. Eine Ethik der Aufklärung
verpflichtet also fast auch zu den abschreckendsten Bildern.
Schönheit als Maßstab?
Auf dem Markt muss nicht unbedingt der
Schock das sein, was Betrachter anzieht. Schönheit
kann genauso zum Publikumsmagneten werden. Menschen umgeben sich
gerne mit ihr. Ob dadurch nun tiefste Bedürfnisse befriedigt werden
und um was es sich im konkreten Fall handelt, wenn man meint, etwas
sei schön, kann kaum eindeutig geklärt werden. Aber neben dem
Effekt, einfach nur Aufmerksamkeit zu bekommen, was durchaus mit
Hässlichkeit zu erreichen ist (siehe das Beispiel der Ugly
Models),
geht es darum, den Menschen zu einer angenehmen Gefühlsassoziation
zu bewegen. Das Verlangen nach Schönheit
wird daher viel öfter in Werbespots bedient als andere Bedürfnisse.
Auch in zunächst profan erscheinenden Sequenzen wie etwa Autoreklame
oder Hygieneartikel treffen wir fast ausnahmsweise auf schöne
Menschen, die im Alltag eine Rarität sind, in schönen und sauberen
Umgebungen oder Landschaften.
Ästhetisch wünscht sich der
Mensch seine Umgebung
Egal, ob nun ethisch vertretbar oder
nicht, einwandfrei schön oder nicht. Ästhetisch muss
ein Bild, eine Skulptur, ein Film etc. sein, damit es, sie oder er
uns anspricht. Entscheidend sind hier Proportionen, die natürlich je
nach Geschmack abweichen, um als ansprechend empfunden zu werden. Wer
jedoch mehr als nur oberflächlicher
Betrachter
oder Konsument vorgefertigter Waren sein bzw. selbst produzieren
möchte, der sollte sich in diesen Aspekt hineinfühlen. Erst durch
die Ästhetisierung bekommen Werke doch ihren Reiz und können uns
Menschen ansprechen.
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