Thursday, October 18, 2012

Portraitfotografie und Verantwortung. Wie sieht unser Bild von Afrika aus?


Eigentlich widerstrebt es mir gerade, nach meinem Blog über die Medienpräsenz von Arm und Reich über dieses Thema zu schreiben, aber ich bin gerade auf zwei interessante Bilder gestoßen, die das arme Afrika in den Mittelpunkt stellen. Als Vertreter der Portraitfotografie hat Albert Watson in Benin Bilder aufgenommen, die die Menschen für uns in einer wohl einzigartigen Weise darstellen. In ihren Blicken denken wir, das Wilde, das Ungebändigte zu erkennen. Oft vor dunklen Hintergründen werden die Aufnahmen für uns nur noch mystischer. Ein anderes Bild dokumentiert ebenfalls das Leben einer Person, aber einer ganz anderen. Das Bild zeigte ein kleines Mädchen, das entkräftet in sich zusammengesunken ist. Hinter ihr lauert ein Geier, der an sich größer ist als das bisschen menschliches Leben. (Die Schilderung dieser Story gibt es hier zu lesen.)
Nachdem ich mir beide Bilder zu Gemüt geführt hatte, stellte sich in mir unweigerlich die Frage nach der Verantwortung. Soziale Verantwortung hat immer wieder in meinen Artikeln eine Rolle gespielt, z.B. als es um Griechenland ging. Aber bei so vermeidlich unpolitischen Bereichen wie der Portraitfotografie vermutet man zunächst nicht, wie viel Verantwortung hinter einem Bild stehen muss. Jedes Bild kann instrumentalisiert werden und so schweren Schaden hervorrufen. Wie schwer es dabei auch die Fotografen haben können zeigt das Beispiel von Kevin Carter, der das Bild mit dem Geier und dem Mädchen aufgenommen hat. Er nahm sich schließlich das Leben.
Was die heutige Portraitfotografie so gefährlich macht, liegt in der Bedeutung der Medien begründet. Ein Bild kann heute schneller um die Welt gehen als der Fotograf, der es geschossen hat fliegen. Dabei bietet es besondere Brisanz, dass bei einer Portraitaufnahme das Umfeld nicht im Mittelpunkt steht. Manchmal kann es wie bei Watson eine Rolle spielen, aber meistens wird es ausgeblendet und lässt so die abgebildete Person ohne Bezug zu seiner Umwelt auf uns wirken. Das mag die Kunst an diesem Genre der Fotografie sein, aber auch das Problem. Mit Verantwortung fotografieren hieße, darüber aufklären, was die Umstände des Bildes sind, den Betrachter nicht im Ungewissen zu lassen. Die Trennung von Erklärung und Bild sollte unterbunden werden, so dass auch Instrumentalisierungen in Zukunft weniger Schaden anrichten können.
Portraitfotografie von Albert Watson (Quelle: Zeit.de)

Das Bild, das um die Welt ging: Vulture stalking a Child (Quelle: iconicphotos.wordpress.com)

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