Eigentlich widerstrebt es mir gerade,
nach meinem Blog über die Medienpräsenz
von Arm und Reich über dieses Thema zu
schreiben, aber ich bin gerade auf zwei interessante Bilder gestoßen,
die das arme Afrika in den Mittelpunkt stellen. Als Vertreter der
Portraitfotografie hat Albert Watson in Benin Bilder aufgenommen,
die die Menschen für uns in einer wohl einzigartigen Weise
darstellen. In ihren Blicken denken wir, das Wilde, das Ungebändigte
zu erkennen. Oft vor dunklen Hintergründen werden die Aufnahmen für
uns nur noch mystischer. Ein anderes Bild dokumentiert ebenfalls das
Leben einer Person, aber einer ganz anderen. Das Bild zeigte ein
kleines Mädchen, das entkräftet in sich zusammengesunken ist.
Hinter ihr lauert ein Geier, der an sich größer ist als das
bisschen menschliches Leben. (Die Schilderung dieser Story gibt es
hier
zu lesen.)
Nachdem ich mir beide Bilder zu Gemüt
geführt hatte, stellte sich in mir unweigerlich die Frage nach der
Verantwortung. Soziale Verantwortung hat immer wieder in
meinen Artikeln eine Rolle gespielt, z.B. als es um Griechenland
ging. Aber bei so vermeidlich unpolitischen Bereichen wie der
Portraitfotografie vermutet man zunächst nicht, wie viel
Verantwortung hinter einem Bild stehen muss. Jedes Bild kann
instrumentalisiert werden und so schweren Schaden hervorrufen. Wie
schwer es dabei auch die Fotografen haben können zeigt das Beispiel
von Kevin Carter, der das Bild mit dem Geier und dem Mädchen
aufgenommen hat. Er nahm sich schließlich das Leben.
Was die heutige Portraitfotografie
so gefährlich macht, liegt in der Bedeutung der Medien begründet.
Ein Bild kann heute schneller um die Welt gehen als der Fotograf, der
es geschossen hat fliegen. Dabei bietet es besondere Brisanz, dass
bei einer Portraitaufnahme das Umfeld nicht im Mittelpunkt steht.
Manchmal kann es wie bei Watson eine Rolle spielen, aber meistens
wird es ausgeblendet und lässt so die abgebildete Person ohne Bezug
zu seiner Umwelt auf uns wirken. Das mag die Kunst an diesem Genre
der Fotografie sein, aber auch das Problem. Mit Verantwortung
fotografieren hieße, darüber aufklären, was die Umstände des
Bildes sind, den Betrachter nicht im Ungewissen zu lassen. Die
Trennung von Erklärung und Bild sollte unterbunden werden, so dass
auch Instrumentalisierungen in Zukunft weniger Schaden anrichten
können.
Portraitfotografie von Albert Watson (Quelle: Zeit.de) |
Das Bild, das um die Welt ging: Vulture stalking a Child (Quelle: iconicphotos.wordpress.com) |
No comments:
Post a Comment