Saturday, October 20, 2012

Die evangelische Kirche organisierte eine Diskussion zum Thema Sudan. Dabei: Hilde Johnson


Die evangelische Kirche als Organisatorin

Vergangenen Montag lud die evangelische Kirche zu einer Diskussion zu folgenden Thema ein: „Fragiler Frieden: Ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Südsudan“. Zunächst sollte man sich fragen, warum ausgerechnet sie die Veranstaltung organisierte, worauf die Antwort anfangs nicht ganz leicht zu finden ist, da schließlich alle Gastrednerinnen (es handelte sich neben dem Gastgeber und Diskussionsleiter ausschließlich um Frauen, womit einmal mehr die Frage nach der Gleichstellung von Mann und Frau aufzuwerfen wäre) staatliche Strukturen repräsentierten. Die evangelische Kirche hingegen kann sich schwerlich als solcher verstehen noch im Namen eines oder mehrerer Länder sprechen. Das will sie auch nicht und versteht gerade darin ihre Stärke, da sie sich in politischen Gefechten und offenen Konflikten als apolitisch darstellen kann. Und so kam es auch bei diesem Treffen, dass die Gastgeberin als ehrliche Vermittlerin auftreten konnte, die beherzt vor nichts zurückschreckte und trotz verschiedener Auffassungen den Ton stets beruhigen konnte. Dass sich die evangelische Kirche außerdem sehr stark in Afrika engagiert, mag zeigen, dass sie sich zwar politisch nicht so leicht vor den Wagen spannen lässt, aber doch ein Interesse an einer Befriedung herrschender Konflikte besitzt.

Der Sudan als Hoffnungsträger

Der alte Sudan als bestehend aus dem heutigen Sudan und dem Südsudan, der sich vor etwas über einem Jahr vom Sudan abgespalten hat, verstanden, bezeichnet mehr eine Region als ein oder zwei Länder. Historisch gesehen gehört das Land zu den ältesten Afrikas und kann doch kaum mehr Erfolg im Erzielen moderner Staatlichkeit aufweisen als andere Länder Mittelafrikas. Dennoch, die Gastrednerin Hilde Johnson vermochte es aufzuzeigen, dass sich beide Länder auf einem guten Weg befinden. Der nördliche Sudan, der seit der Unabhängigkeit des Südens von den wichtigen Erdöllieferungen abgeschnitten ist, wird seit einigen Monaten durch Geldleistungen für den Verlust entschädigt, die nach Einschätzung der Rednerin sehr großzügig ausfallen. Am Beispiel der Streitigkeiten um das Öl erklärte Frau Johnson, wie sich beide Länder immer wieder in Situationen bringen, in denen die Nerven blank zu liegen und jeden Augenblick zu reißen scheinen, aber letztlich doch wieder den Weg der Deeskalation einschlagen und somit zwar das Konfliktpotential nicht abbauen, es aber auch nicht zu einem offenen Krieg kommen lassen. Stattdessen werden die bewährten Mittel der Unterstützung von Rebellengruppen im jeweils anderen Land angewandt. Das mag unschön sein, aber die staatlichen Autoritäten nicht komplett untergraben. Außerdem hätten so beiden Länder des ehemaligen Sudans verstanden, dass sie nur miteinander zu einem stabilen Frieden und Wohlstand gelangen könnten. Das ist doch schon mal ein Anfang!

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