Die evangelische Kirche als
Organisatorin
Vergangenen Montag lud die evangelische
Kirche zu einer Diskussion zu folgenden Thema ein: „Fragiler
Frieden: Ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Südsudan“. Zunächst
sollte man sich fragen, warum ausgerechnet sie die Veranstaltung
organisierte, worauf die Antwort anfangs nicht ganz leicht zu finden
ist, da schließlich alle Gastrednerinnen (es handelte sich neben dem
Gastgeber und Diskussionsleiter ausschließlich um Frauen, womit
einmal mehr die Frage nach der Gleichstellung
von Mann und Frau aufzuwerfen wäre) staatliche
Strukturen repräsentierten. Die evangelische Kirche hingegen kann
sich schwerlich als solcher verstehen noch im Namen eines oder
mehrerer Länder sprechen. Das will sie auch nicht und versteht
gerade darin ihre Stärke, da sie sich in politischen Gefechten und
offenen Konflikten als apolitisch darstellen kann. Und so kam es auch
bei diesem Treffen, dass die Gastgeberin als ehrliche Vermittlerin
auftreten konnte, die beherzt vor nichts zurückschreckte und trotz
verschiedener Auffassungen den Ton stets beruhigen konnte. Dass sich
die evangelische Kirche außerdem sehr stark in Afrika
engagiert, mag zeigen, dass sie sich zwar politisch nicht so leicht
vor den Wagen spannen lässt, aber doch ein Interesse an einer
Befriedung herrschender Konflikte besitzt.
Der Sudan als Hoffnungsträger
Der alte Sudan als bestehend aus
dem heutigen Sudan und dem Südsudan, der sich vor etwas über einem
Jahr vom Sudan abgespalten hat, verstanden, bezeichnet mehr eine
Region als ein oder zwei Länder. Historisch gesehen gehört das Land
zu den ältesten Afrikas und kann doch kaum mehr Erfolg im Erzielen
moderner Staatlichkeit aufweisen als andere Länder Mittelafrikas.
Dennoch, die Gastrednerin Hilde
Johnson vermochte es aufzuzeigen, dass sich
beide Länder auf einem guten Weg befinden. Der nördliche Sudan,
der seit der Unabhängigkeit des Südens von den wichtigen
Erdöllieferungen abgeschnitten ist, wird seit einigen Monaten durch
Geldleistungen für den Verlust entschädigt, die nach Einschätzung
der Rednerin sehr großzügig ausfallen. Am Beispiel der
Streitigkeiten um das Öl erklärte Frau Johnson, wie sich beide
Länder immer wieder in Situationen bringen, in denen die Nerven
blank zu liegen und jeden Augenblick zu reißen scheinen, aber
letztlich doch wieder den Weg der Deeskalation einschlagen und somit
zwar das Konfliktpotential nicht abbauen, es aber auch nicht zu einem
offenen Krieg kommen lassen. Stattdessen werden die bewährten Mittel
der Unterstützung von Rebellengruppen im jeweils anderen Land
angewandt. Das mag unschön sein, aber die staatlichen Autoritäten
nicht komplett untergraben. Außerdem hätten so beiden Länder
des ehemaligen Sudans verstanden, dass sie nur miteinander zu
einem stabilen Frieden und Wohlstand gelangen könnten. Das ist doch
schon mal ein Anfang!
No comments:
Post a Comment