Tuesday, April 17, 2012

Mafia und Rassismus machen der Ukraine die Vorbereitungen auf die Fussballeuropameisterschaft schwer


Die Mafia in Kiew

Kein anderes Thema beherrscht den öffentlichen Diskurs in der Ukraine so sehr wie die anstehende Ausstattung der Euro 2012. Und natürlich werden da zunächst auch immer all die Dinge genannt, die bisher erfolgreich zustande gebracht wurden: Stadionneubauten, erfolgreiche Infrastrukturprojekte und neue teure Hotels, die gut fürs internationale Ansehen sind, denn schließlich möchte die ukrainische Hauptstadt der russischen in Nichts nachstehen. Nun ist endlich die Chance gekommen, einen gewaltigen Schritt näher an die Metrolpole des großen Nachbarn heranzurücken. Doch der Aufschwung hat auch Schattenseiten. Die Mafia zieht ihre Runden in Kiew und hat sich auch in die Geschäfte, die mit der Europameisterschaft zusammenhängen, eingeklinkt. Laut einem Artikel von Spiegel online (das Handelsblatt hat ebenfalls darüber berichtet) haben sich Verbrechersyndikate in den Profit versprechenden Verteilungskampf um die Hotelzimmer eingemischt, um sich ihrerseits einen Teil des Kuchens zu sichern. Dass es dabei wenig mit dem bewährten Mittel der Spekulation zugeht, muss wohl kaum erklärt werden. Die Mafia hat schon handfestere Methoden und wendet diese rigoros an, wenn es darum geht, sich zu vermietende Räumlichkeiten zu sichern oder von den Reiseveranstaltern wie TUI mehr als die zuvor vereinbarte Summe für die Zusicherung von bestimmten Kontigenten an Übernachtungen zu erpressen. Doch das ist nicht das einzige Problem!

Der Rassismus in Lviv

Zuvor habe ich Lviv als wahre Perle des ukrainischen Westens dargestellt. Was ich verschwiegen habe, wurde kürzlich in den Mittelpunkt einer Ausgabe des Sportplatzes gerückt. Der Rassismus hat sich über die Stadt verbreitet und wird dabei kaum als Problem wahrgenommen. Da es ohnehin nicht viele Ausländer gibt, handelt es sich nicht in erster Linie um eine Einstellung, die sich durch Gewalt äußert. Stattdessen schwingt sie latent überall mit. In den Straßen, an den Häuserwänden, oft auch an öffentlichen Plätzen gehören gesprayte Hakenkreuze fast schon zum Stadtbild. Personell haben die Reporter so manche Übereinstimmung in den Angehörigen des örtlichen Fussballclubs und der rechtsextremen Partei aufgedeckt und den Bürgermeister der Stadt zur Rede gestellt. Rassismus wäre in Lviv kein Problem meinte dieser. Grafittis gäge es ja schließlich in jeder Stadt und seien lediglich ein Problem der Sauberkeit, nicht aber Ausdruck einer gegen andere Menschen gerichtete Einstellung.

EM 2012 – quo vadis?

Wohin bewegt sich die EM 2012 unter den beschriebenen düsteren Vorzeichen? Zusammen mit diesen unerfreulichen Nachrichten traf noch eine weitere Meldung ein, die zu verstehen gab, dass das Stadion in Warschau nicht rechtzeitig fertig werden könnte. An anderer Stelle wurden deutsche Firmen für einen Verzug bei den Baumaßnahmen verantworlich gemacht. Viel wird geredet und schnell erinnert man sich an die Debatte, ob Polen und die Ukraine überhaupt in der Lage seien, die EM 2012 auszurichten. Auch wenn es gerade nicht rosig aussieht. Für mich ist es ein großes Zeichen, das Europa Richtung Osten aussendet: „Ihr gehört auch zu uns und zusammen machen wir die EM zu einem riesigen Event!“ Der Westen sollte dem Osten da mehr unter die Arme greifen. Insbesondere Deutschland, das schon wieder fette Beute wittert, sollten einige Spiele dorthin verlegt werden, wenn die Polen und Ukrainer es nicht rechtzeit schaffen, alle Stadien fertigzustellen, könnte doch stattdessen, den Nachbarn helfen. Viel zu wenig Kooperation fand bisher statt. Zu selten wollten sich die östlichen Nachbarn von den Erfahrenen zeigen lassen, wie man mit Problemen umgehen kann. Nicht oft genug haben es die alten Hasen aber auch angeboten. Der Segen hängt schief im Haus Europa. Bleibt zu hoffen, dass der Zeitdruck alle an einem Strang ziehen lässt!

2 comments:

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  2. Es gibt natürlich auch ein anderes Gesicht, das Lviv zeigen kann. Hier eine, vielleicht nicht ganz ernst zu nehmende kleine Reportage, die beim Weltspiegel ausgestrahlt wurde:

    http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/329478_weltspiegel/10735344_ukraine-lemberg-vor-der-fussball-em

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