Tuesday, September 11, 2012

Armut und Reichtum. Wer bekommt mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Arme oder Reiche?

Es ist schon bezeichnend, dass zum Thema Armut monatlich bei Google ca. 368.000 Anfragen aber zum Thema Reichtum weniger als ein Zehntel davon (ca. 33.100) gestellt werden. Was sagt uns das über die Gesellschaft, in der wir leben?

Armut im Fokus der Öffentlichkeit

Die Sorge um Armut ist in aller Munde. Jeder und jede hat Angst vor dem sozialen Abstieg, Minister/innen und Regierungsmitglieder sorgen sich um Altersarmut der breiten Masse etc. Es gibt viel zu diesem Thema zu sagen und tatsächlich ist es ein Problem, das, je immanenter es wird, desto mehr auch die breite Masse beschäftigt. Es wird auch oft nach den Definitionen von Armut gefragt, die ja nicht eindeutig feststeht, sondern immer wieder in der Gesellschaft neu verhandelt wird. Laut UN sind die Menschen arm, die weniger als einen Dollar pro Tag zum Leben haben. Wenn man den Regelsatz Hartz IV dagegen ansieht, können sich dessen Bezieher wohl kaum als arm betrachten. In Deutschland gilt aber auch eher der Grundsatz, das diejenigen, die weniger als 70% des Durchschnittseinkommens erzielen, zur Kategorie „Arme“ gehören. Kein Wunder, denn wir leben ja schließlich in einem Sozialstaat, wo es eher darum geht, sich zur Mitte hin zu orientieren und die extrem Armen wie Reichen auch dorthin zu lenken.

Reichtum – das Gegenteil von arm sein?

Interessant ist, dass Armut sich dabei nicht an seinem Gegenteil orientiert. Reichtum wird nicht als das obere Ende einer Skala verstanden sondern eher als Entartung ganz eigener Art. So fragt zum Beispiel kaum jemand nach der Definition von Reichtum. Man sieht es den Leuten automatisch an, wenn sie reich sind. Da braucht man keine objektiven Kriterien, die einem Helfen die Grenzen zum Nicht-Reichtum abzustecken.
Es hat natürlich auch ganz praktische Gründe, dass diese Grenze im Gegensatz zur Armut nicht existiert. Geht es, wenn man arm ist, doch um jeden Cent und um wichtige Einkommensgrenzen, die einen befähigen, staatliche Unterstützung zu bekommen oder eben nicht. Beim Reichtum geht es höchstens um die Höhe der zu entrichtenden Steuern, deren Prozentsatz sich je nach der Höhe des Einkommens ändern. Aber das sind dann im Verständnis der Armen sowie so nur Peanuts. Erbsenzählerei für die, die sich ohnehin nicht zu sorgen brauchen.

Reich werden wollen trotzdem viele

Reich werden wird im Vergleich zu den beiden anderen Begriffen häufig öfter gegooglet. Wenn man das mal übersetzt, heißt das in etwa, das zwar keiner so richtig weiß, was Reichtum ist, aber viele in trotzdem anstreben.

Was ich übrigens am interessantesten fand, ist die Tatsache, dass auch nach Monaten der Debatte über Umverteilungen, Schuldzuweisungen wegen der Bankenkrise, Schuldenkrise der EU etc. die Reichen, so sieht es zumindest aus, weniger Grund zu öffentlichen Debatten gegeben haben als die Angst vor der Armut.

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