Es
scheint mal wieder nicht ganz ernst gemeint zu sein. Die
Clovis-Kultur
so nah bei dem Wort Globalisierung stehen zu sehen, muss anrüchig
wirken, macht jedoch Sinn, wenn man bereit ist, weiterzulesen, und
das Geschichtsbild, das uns in der Schule eingetrichtert wurde, mal
über Bord zu werfen. Blicken wir zurück und versuchen mit dem
Schulwissen folgende Frage zu beantworten.
Seit
wann gibt es die Globalisierung?
Eine einfache Frage mit einer einfachen Antwort: Die Globalisierung
ist etwas genuin neues, das es erst seit dem 20. Jahrhundert gibt.
Falsch! Ach, ja, vor dem Ersten Weltkrieg gab es das ja auch schon,
also seit dem 19. Jahrhundert. Wieder falsch! Okay, also doch zurück
bis zum Sklavenhandel ab dem 16. Jahrhundert. Auch das reicht nicht
aus. Es hängt natürlich stark von der Definition des Wortes
Globalisierung ab, aber im Prinzip unterscheidet sich das, was wir
heute haben nicht wesentlich von vorangegangenen Jahrhunderten, ja
Jahrtausenden. Interaktionen auf wirtschaftlicher Ebene, die
letztlich auch Einfluss auf kulturelle und soziale Entwicklungen
hatten, gab es zu jeder Zeit. Der Film „10.000 B.C.“ illustriet
das ganz gut, auch wenn er natürlich ein anderes Ziel hatte, als die
Geschichte
der Globalisierung zu
veranschaulichen. Es gibt sogar Belege dafür, dass die ägyptischen
Pharaonen bereits Tabak konsumierten. Dumm nur, dass der
ausschließlich in Südamerika vorkam. Wie kommt also eine
südamerikanische Pflanze über tausende von Seemeilen in die
Grabkammern der alten Herrscher am Nil?
Und
nun stand im Handelsblatt ein Artikel
zu den Wurzeln einer nordamerikanischen Kultur, die bereits
anzutreffen war, als eigentlich noch gar keine Menschen dort leben
sollten, denn der Eispanzer während der letzten Eiszeit hielt den
Korridor in Alaska unpassierbar verschlossen. Diese Clovis-Kultur
weist außerdem erstaunliche Ähnlichkeiten mit einer anderen Kultur
jenseits des Atlantiks, nämlich in Europa auf. Zufall? Einige
Wissenschaftler glauben ja, andere nicht. Eine Möglichkeit besteht
darin, dass die Ur-Europäer beim Verfolgen ihrer Jagdgründe entlang
der Eisschollen nach Amerika gelangten. Klingt merkwürdig? Aber
warum? Weil wir angeblich Chronorassisten sind: Wir trauen unseren
Vorfahren einfach zu wenig zu. Dabei haben sie sich aus Afrika
aufgemacht, alle Erdteile, unter denen sich auch das abgelegene
Australien befand, bevölkert und sich dabei immer wieder neue
Methoden und Techniken einfallen lassen, um den widrigsten
Bedingungen zu trotzen.
Warum
das alles? Um eines zu zeigen. „Seit
wann gibt es die Globalisierung?“ impliziert
die Frage, die von den Globalisierungsgegnern wie „Occupy
Wallstreet“
oft dargestellt wird, wie wir wieder zu dem Augenblick zurückkehren
können, in dem es keine Globalisierung gab. Der Punkt: Diesen Moment
gab es eigentlich nie. Die bessere Frage wäre daher: Wie können wir
unser technisches Wissen nutzen, um eine gerechtere Globalisierung zu
gestalten?
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